25. Juni 2011

Athener Luft


Mein subjektives Gefühl nach zahlreichen Athenbesuchen im Laufe von Jahrzehnten hat sich gerade durch das Städtemagazin Athen des Bayerischen Rundfunks bestätigt.
Die Athener Luft ist besser geworden.

In den 70er- und 80er-Jahren hatte sich eine gelbe Schwefeldioxidwolke über Athen festgesetzt. Es litten nicht nur die Menschen, sondern auch die Steine. Die Monumente der Akropolis, die die letzten 2.500 Jahre relativ unbeschadet überstanden hatten, waren ernsthaft bedroht. Der saure Regen machte den Marmor mürbe - genauer gesagt: Er verwandelte ihn in Gips. Experten aus aller Welt strengten ihre Köpfe an und ersannen die unglaublichsten Lösungen - etwa den Plan, eine Glaskuppel über der Akropolis zu errichten ähnlich einer großen Käsekugel, oder gar eine Schneise in den Berg Parnitha im Norden der Stadt zu schlagen, um die Luftzirkulation zwischen dem Hinterland und der stetig wachsenden Metropole zu verbessern.

Zum Glück griff man dann doch zu unkomplizierteren Methoden: Industrieanlagen wurden aus der Stadt ins Umland verlegt und modernisiert, alte Autos ausgewechselt und Katalysatoren eingeführt, Beschränkungen des Privatverkehrs eingeführt und eine Metro gebaut. Das half den Steinen - und den Menschen. Die hohe Luftqualität, für die Athen in der Antike bis über die Grenzen Griechenlands hinaus bekannt war, hat man damit zwar nicht wieder erreicht, schließlich leben heute rund vier Millionen Menschen im Großraum Athen. Doch "Athen" noch immer automatisch mit dem Stichwort "Smog" zu verbinden, ist auf keinen Fall mehr gerechtfertigt, wie Jiannis Skouras recherchiert hat.

Rund 340 Sonnentage im Jahr und der Meltemi, der im Sommer aus Norden weht und Abgase wegbläst geben der Stadt ein freundliches, helles Erscheinungsbild. Freilich sorgt die viele Sonne auch für hohe Ozonwerte.

Quelle: Athen Magazin des Bayerischen Rundfunks, eine Sendung, die ich gern empfehle und die auch online zum Nachhören verfügbar ist. Neben Interviews mit dem Filmemacher Nikos Panayiotopoulos und dem Athener Bürgermeister Giorgos Kaminis enthält das Magazin Besuche in Nachtlokalen, einem Loukoumades-Café und im Viertel Anafiotika. Dazu gibt es aktuelle griechische Muisk.

19. Juni 2011

Urlaub in Griechenland - Gerade jetzt!


Lasst Euch nicht davon abbringen, dieses Jahr in Griechenland Urlaub zu machen!

Allzuviel war letztlich die Rede von der Krise in Griechenland, auch auf diesem Blog, der sich gar nicht diesem Thema verschrieben hat, sondern vielmehr dem, was es in dem Land zu erleben und zu genießen gibt - Kultur, Lebensart, schöne Reiseziele, Feste, Musik, Tanz und vieles mehr! Freilich kann man, interessiert man sich wirklich für Griechenland, auch nicht die Augen verschließen vor aktuellen Problemen, Entwicklungen und Umwälzungen und vor allem ihren Auswirkungen auf die Menschen und deren Art, damit umzugehen. Deshalb habe ich doch einige Blogbeiträge solchen Themen gewidmet.

Doch nun steht die Urlaubszeit vor der Tür und natürlich soll die Reise nach Griechenland gehen. Darauf möchte ich nun wieder so richtig Lust machen. Schließlich ist das auch ein ganz kleiner, persönlicher Beitrag, Land und Leute zu unterstützen. Denn nichts wäre fataler, als wenn nun auch noch die Touristen aus Angst vor Auswirkungen der Krise fern blieben, ist doch die Tourismusbranche ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Griechenland. Und zum Fernbleiben besteht auch überhaupt kein Anlass. Auf den Inseln und an den Ferienorten des Festlands ist gegenwärtig überhaupt nichts von Problemen, Protesten oder irgendwelchen Störungen der Urlaubsfreude zu spüren.

Ich selbst war April/Mai dieses Jahr in der Ägäis unterwegs und habe auf eigene Faust mit öffentlichen Verkehrsmitteln - also mit der Fähre und vor Ort den lokalen Bussen - die Inseln Ikaria, Fourni, Thymena, Paros, Antiparos, Ios, Sikinos und Folegandros besucht, also verhältnismäßig kleine und eher unbekannte Inseln. Mein Reisebericht steht auf meiner Wordpress-Website, da deren Format besser als dieser Blog für solche Reisetagebücher geeignet ist. Dabei hatte ich überhaupt keine Beeinträchtigungen oder Probleme gespürt. Freunde und Kommentatoren meiner Websites haben diesbezüglich das Gleiche berichtet.

Die Fähren verkehrten pünktlich, die Preise waren insgesamt keinesfalls höher als im Vorjahr, als ich Astipalea, Amorgos, die Koufonissia, Iraklia, Donoussa und Naxos bereiste. Ein wenig waren die Verkehrsmittel und einzelne Genuss- und Lebensmittel teurer. Die Zimmer hingegen waren etwas billiger und das Essen in der Taverne in etwa gleich, so dass wir insgesamt sogar weniger ausgaben. Auch wenn ich auf mehrere Jahr zurückblicke, hat sich kaum etwas an den Kosten geändert. Denn ich mache ja schon lang jedes Jahr mindestens ein-, manchmal sogar mehrmals in Griechenland Urlaub. Lasst Euch nicht von Preisangaben in Prospekten und im Internet abschrecken, sondern ruft die Vermieter direkt an und fragt nach den Preisen, wenn ihr zu Hauptreisezeiten wie im Juli und vor allem August unterwegs seid oder nachts oder zu Sonn- und Feiertagen ankommt. Seid ihr in der Nebensaison und nicht gerade an wichtigen Festtagen unterwegs, so könnt Ihr Euch das auch sparen. Vermieter kommen meist zur Fähre um nach Gästen Ausschau zu halten oder ihr schaut Euch einfach vor Ort um. In Supermärkten, Tavernen und Kafenions weiß man meist, wer vermietet und alle sind sehr hilfsbereit, wenn es um Zimmersuche geht. Ist ein Haus nicht ausgelastet, so sind die Zimmer meist wesentlich billiger als die offiziellen Preisangaben.

Auch die Stimmung ist genauso freundlich wie seit Jahren gewohnt. Obwohl einige populäre große deutsche Medien recht unfreundliche Artikel über Griechenland geschrieben haben und das natürlich auch in Griechenland ankam, wird einem überall freundschaftlich begegnet. Es kann schon mal sein, dass einem jemand zu verstehen gibt, dass er Merkel nicht mag. Die Griechen reden gern über Politik und das auch gern mal hitzig. Doch mögen die meisten zur Zeit auch ihre eigenen Politiker nicht und man macht einen klaren Unterschied zwischen Politik und den Menschen, dem Zwischenmenschlichen. Man lässt die große Politik nicht das Verhältnis untereinander trüben. Auch von Protesten und Unruhen war auf den Inseln nichts zu spüren. Was die Protestversammlungen in Athen betrifft, so sind sie meist am Syntagmaplatz und großenteils friedlich. Zu Ausschreitungen kommt es fast ausschließlich durch Randalierer am Rand der großen, meist von Gewerkschaften und Berufsverbänden organisierten Kundgebungen. Die riesigen, spontan bzw. über das Internet organisierten Zusammenkünfte der Aganaktismeni ( d. h. Verärgerten / Wütenden / Empörten), wie sich diese Bürgerbewegung nennt, hingegen sind friedlich und teils originell und interessant, haben zuweilen fast schon Volksfestcharakter. Man diskutiert, will die eigene Betroffenheit von den Machenschaften der Politik zeigen und macht Aktionen, wie das Anbringen eines Schilds "zu verkaufen" auf dem Wahrzeichen Thessalonikis, um seine ablehnende Haltung zu politischen Entscheidungen zu zeigen. Doch wird darüber so gut wie gar nicht in den Medien berichtet, wohingegen Gewaltszenen gern gezeigt werden.

Streikauswirkungen hatten wir dieses Jahr im Urlaub auch keine gespürt, während letztes Jahr tatsächlich einmal zwei Tage lang keine Fähren gingen. Doch damit muss man beim "Inselspringen" immer rechnen. Denn solche Ausfälle können genauso gut wetterbedingt passieren. Man muss bei solchen Reisen also immer kleine "Puffer" in den Reiseplan einbauen, vor allem am Ende, wenn man einen Rückflug erreichen muss. Zur Beeinträchtigung des Flugverkehrs kam es beim letzten Generalstreik am 15. Juni nicht. Die Fluglotsen haben bewusst auf eine Teilnahme am Streik verzichtet, um den Tourismus nicht zu beeinträchtigen. Denn man ist sich sehr wohl bewusst in Griechenland, dass man auf die Touristen angewiesen ist.

Also, auf nach Griechenland, am besten auf eigene Faust! Vielleicht noch einige Reisetipps zu Fährreisen und Busreisen?

17. Juni 2011

Neue Regierung von Griechenland

Soeben hat der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreous seine Regierung umgebildet. Vorausgegangen war der Regierungsumbildung gestern eine 7-stündige Krisensitzung seiner Fraktion, nachdem zwei Parlamentsmitglieder der Regierungspartei PASOK zurückgetreten waren. Vereidigt sollen die neuen Minister heute Nachmittag werden.

Der bisherige Verteidigungsminister Evangelos Venizelos wird Finanzminister und gleichzeitig Vizepremierminister, zusammen mit Theodoros Pangalos, der das Amt vor der Umbildung allein innehatte.

Der bisherige Finanzminister Giorgos Papakonstontinou übernimmt das Umwelt- und Energieministerium. Die bisherige Inhaberin dieses Amts, Tina Birbili, verliert damit ihren Ministerposten zusammen mit acht weiteren Minister(inne)n und Vizeminister(inne)n.

Neuer Außenminister wird Stavros Lambrinidis, der Vicepräsident der Sozialdemokratischen Partei Europas.

Yiannis Ragousis wurde vom Innenminister zum Verkehrsminister, während Charis Kastandis neuer Innenminister wird.
Im Justizministerium, das Charis Kastandis bislang innehatte, folgt ihm Miltiadis Papaioannou.

Neuer Verteidigungsminister wird Panos Beglitis.

Quellen: Griechische Tageszeitungen To Vima und Kathimerini

Wird Finanzkrise zur politischen Krise Griechenlands?

In den letzten Tagen spitzte sich die Situation in Griechenland zu.
Nach wochenlangen friedlichen Protesten der Aganaktismeni ( = Verärgerten / Wütenden) auf den Plätzen griechischer Städte, kam es am 15. Juni, dem Tag eines von Kundgebungen der Gewerkschaften begleiteten Generalstreiks zu Straßenschlachten zwischen radikalen Demonstranten und der Polizei. Am nächsten Tag übte Amnesty International Kritik am Verhalten der Ordnungskräfte, da Verletztenbilanzen und Videomaterial exzessive Anwendung von Gewalt und Tränengas dokumentierten.

Der griechische Premier Papandreou stieß mit seinem Appell um Unterstützung und Zusammenarbei an die Opposition dort auf taube Ohren. Er kündigte am 15. Juni eine Umbildung des Kabinetts und die Vertrauensfrage an. Nachdem kurz darauf zwei Abgeordnete aus den eigenen Reihen ihren Rücktritt erklärten, wurde zunächst jedoch eine Krisensitzung der Regierungspartei PASOK einberufen. Die Rede, die Papandreou dabei hielt wurde life auf dem Regierungsportal übertragen und ist nun auch auf Youtube zu sehen.

13. Juni 2011

Satire auf Rede Papandreous

Wie immer in schweren Zeiten sieht so mancher die Schuld dafür bei den Politikern. George Omadeon hat seinem Unmut auf seine Weise Luft gemacht und sich große Mühe mit einer Satire gegeben, in der zwei imaginären Charaktäre eine Rede des griechischen Premiers Papandreou zerpflücken und Szenen das Gesagte kommentieren (griechisch/englisch):

Troika Hero (greek subs) original animation satire of George Papandreou from George Omadeon on Vimeo.

9. Juni 2011

Theodorakis und die Wutgriechen (Fortsetzung)

Nach seiner Ansprache am 31. Mai in Athen, engagiert sich der griechische Komponist Mikis Theodorakis weiter in der Protestbewegung der wütenden Griechen und der eigenen von ihm gegründeten basispolitischen Bewegung namens Spitha (Funken). Am gestrigen Mittwoch, den 8. Juni 2011, protestierte er auf dem Aristotelous Platz in Thessaloniki, nachdem der Bürgermeister der Stadt Yiannis Boutaris seine geplante Rede auf dem Platz nicht genehmigt hatte, was seine Anklage durch den Bürgermeister zur Folge hatte.

Quelle: griechische Tageszeitung Kathimerini

2. Juni 2011

Theodorakis und die Wutgriechen

Bislang weitgehend von den großen Medien unbeachtet protestieren und diskutieren nunmehr seit einer Woche zehntausende Griechen auf den Plätzen ihrer Städte. Als Aganaktismeni ( d. h. Verärgerte / Wütende / Empörte) bezeichnen sie sich. Ihre Zusammenkünfte sind friedlich und spontan. Es stehen keine Interessengruppen wie Gewerkschaften und Berufsverbände dahinter. Das unterscheidet sie von bisherigen Protestveranstaltungen. Dem Desinteresse der klassischen Medien setzen sich Onlinemedien wie Twitter und Facebook entgegen, wo man die Bewegung unter dem Stichwort #greekrevolution bzw. Αγανακτισμένοι στο Σύνταγμα verfolgen kann (allerdings großenteils auf Griechisch).
Auf Youtube und Flickr findet man Videos und Bilder, wie beispielsweise die Alben von tom.tziros. Darin hat er die Zusammenkünfte Tag für Tag von ihrem Beginn am 25.5. an dokumentiert. Natürlich findet man auch Berichte auf Indymedia (englisch). Unter den deutschen Medien berichtet beispielsweise Telepolis.
Am 31. Mai 2011 hat sich auch der 86jährige, Zeit seines Lebens politisch interessierte und aktive große griechische Komponist Mikis Theodorakis zu den Protestierenden gesellt und das Wort an sie gerichtet.