31. Januar 2012

Krisenbewältigung

Es mag aufgefallen sein, dass auf diesem Blog kaum die Rede von dem ist, was heute in den Medien nahezu untrennbar mit Griechenland verbunden ist, der Wirtschaftskrise. Ich finde, sie dominiert die Medienberichte über Griechenland derart, dass ich hier nicht auch noch zusätzlich darauf eingehen will, zumindest nicht aus politischer und wirtschaftlicher Sicht.

Gottvertrauen und Fatalismus

Was mir aber wohl auch für einen Blog wie diesen, der sich griechischer Kultur und Lebensart verschrieben hat, berichtenswert erscheint, ist der Umgang der einfachen Menschen mit der Krise und deren Folgen. Eine gehörige Portion gesundes Gottvertrauen des Einzelnen auch angesichts noch so schwerer persönlicher Schicksale macht sich bemerkbar. Aber auch ein gewisser Fatalismus ist spürbar. Beides kommt ganz gut in einem Gespräch mit einem Schafshirten auf Lesbos zum Ausdruck.

Solidarität

Was auch spürbar ist, ist Solidarität. Schon immer stark war der Zusammenhalt innerhalb der Familie und des ganzen Familienclans, der sich weiter auf Verwandte, Tauf- und Hochzeitspaten und Freunde erstreckt. So finden diejenigen, die in den Städten kein Auskommen mehr haben, oft bei ihren Verwandten auf dem Land Hilfe und neue Aufgaben. Es bleibt zu sehen, ob damit die Landflucht vergangener Jahre rückläufig wird.

Beispiele von Menschen, die versuchen ihr Bestes zu tun, um anderen zu helfen, finden sich immer wieder in der griechischen Presse. So berichtet die Tageszeitung Kathimerini von einem Mann namens Polychronopoulos, der zuerst im Alleingang und dann mit Freunden, für Bedürftige kocht, nachdem er selbst Arbeitslos geworden ist und gezwungen war, die eigene Wohnung aufzugeben und zurück zu seiner Mutter zu ziehen. Das Erlebnis, das ihn dazu bewog, war die Beobachtung von Kindern, die Abfälle auf dem Markt von der Straße aufhoben und sich darum balgten. "O allos anthropos" (der andere Mensch) nennt sich seine Hilfsgruppe, die von Stadtviertel zu Stadtviertel zieht, um den Menschen eine warme Mahlzeit zu bieten und auf die schwierige Lage aufmerksam zu machen, in der sich viele befinden. Ein alter Passant bleibt an ihrer Straßenküche stehen und sagt "Ich hatte gehofft, dass ich nie mehr den Hunger erleben würde, den wir in den 40er- Jahren zu leiden hatten."

Es gibt viele Ansätze, die Folgen der Krise für die am schlimmsten Betroffenen erträglicher zu machen. Um ein Gespür dafür zu bekommen, wieviel getant wird, hier die noch einige weitere Links von Organisation und Initiativen, obwohl die manche davon nur griechischsprachige Websites haben:
K.Y.A.D.A., das Solidaritätszentrum der Stadt Athen, bietet Hilfe für Obdachlose.
Die Hadjikiriakos Children’s Foundation kümmert sich um Kinder.
In den Zeiten knapper Mittel setzen viele der Hilfsorganisation auf die Wiederverwertung von Gebrauchtwaren.
So betreibt der Greek Solidarity Caravan Gebrauchtwarengeschäfte, um mit dem Erlös Bedürftigen in Griechenland ebenso wie in anderen Ländern zu helfen.
Das RETO Rehabilitation Centre beschäftigt Behinderte, die alte Möbel und Elektrogeräte reparieren und einer neuen Verwertung zuführen.
Green Cat Recycling sammelt Gebrauchtwaren, bereitet sie wieder auf und verteilt sie an Hilfsorganisation.
Skoros (Motte) ist ein kostenloser Bazaar, der den Wert des Teilens und der Wiederverwendung beleben will. Auch Xariseto hat sich Wiederverwendung als Alternative zum Konsum auf die Fahnen geschrieben.

Quellen:
GREEK NEWS AGENDA,
lesvosreisen.wordpress.com
Teacher Dude's Grill and BBQ
Kathimerini

(ergänzt am 18. Februar 2012)

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