3. November 2014

17. November - "Brot, Bildung Freiheit"

Der 17. November wurde 1941 vom International Students’ Council in London als Weltstudententag ausgerufen, um an die blutig niedergeschlagenen Studentenproteste 1939 in Prag gegen die Besetzung durch die Nationalsozialisten zu erinnern.

 In Griechenland gedenkt man am 17. November weniger weit zurückliegender Ereignisse.1973 litt Griechenland seit 6 Jahren unter einer Militärdiktatur. Zwischen dem 15. und 17. November 1973 formierten sich ausgehend von der kurz Polytechnio genannten Athener Polytechnischen Hochschule Proteste gegen die herrschende Militärchunta. Mit dem Slogan “Brot, Bildung, Freiheit” gelang es den protestierenden Studenten weitere Bevölkerungsteile in ihre Proteste einzubeziehen, einschließlich eines Traktorzugs, mit dem Bauern aus der Stadt Megaro gegen die Beschlagnahmung ihres Lands für den Bau einer Ölraffinerie protestierten. Die Proteste weiteten sich aus.Auch sie wurden - wie jene einst in Prag - brutal niedergeschlagen. In den frühen Stunden des 17. Novembers zerschlug die Polizei die protestierenden Massen, die sich um das Universitätsgelände herum angesammelt hatten. Kurz darauf fuhren Militärpanzer vor und Soldaten marschierten vor dem Haupttor des Polytechnikums in der Patissionstraße auf. Studenten, sie sich auf dem Campusgelände verbarrikadiert hatten, riefen den Soldaten zu “Wir sind eure Brüder”, um sie zu bewegen, sich der Revolte anzuschließen. Statt dessen stellte Ihnen das angerückte Militär ein Ultimatum, das Universitätstor zu öffnen, worauf die Studenten lediglich mit dem Singen der Nationalhymne antworteten. Um 2.30 Uhr morgens brach darauf ein Panzer mit hoher Geschwindigkeit durch das Universitätstor und verletzte mehrere dahinter verbarrikadierte Studenten. Soldaten und Polizei drangen ein und drängten Hunderte Protestierender zusammen. Lang blieb im Unklaren, wieviele Menschen dabei getötet und verletzt wurden. Nachforschungen der EIA (National Hellenic Research Foundation) im Jahr 2003 brachten an den Tag, dass es 24 Todesopfer unter den Zivilisten, über Tausend Verletzte und 886 Verhaftungen gab.

Bilder von den Aufständen am 17. November 1973:
Seither wird alljährlich am 17. November der Aufstände und der Opfer unter den Protestierenden gedacht. Viele  rote Nelken und ein Marsch zur US-Botschaft gehören dazu. Denn die USA hatten die Militärchunta anerkannt und unterstützt, weil sie deren  antikommunistische Haltung schätzten. Auch daran denken die Griechen an diesem Jahrestag. Der Slogan der Studenten von 1973 "Brot, Bildung, Freiheit" hat indessen in den letzten Jahren eine ganz neue Bedeutung erlangt. Mit ihm vermengen sich die Gedenkmärsche und -versammlungen mit Protesten gegen die Sparmaßnahmen, Einkommenskürzungen und Abgabenerhöhungen, die die Menschen seit dem Ausbruch der Wirtschafts- und Schuldenkrise bedrängen. Viele Protestierende erweitern heute diese Schlagwörter um den Anhang "Die Militärchunta hat nicht 1973 geendet."

Bis 2011 herrschte als Reaktion auf die Vorfälle um den 17. November 1973 ein “Universitätsasyl”, das Polizei und Militär das Betreten des Campusgeländes verbot, um eine Wiederholung des damaligen Geschehens auszuschließen. In der heutigen unruhigen Zeit, wo sich Demonstrationen und Protestaktionen nicht nur an diesem historischen Tag, sondern das ganze Jahr über häufen, war dieses Asylrecht nicht mehr zu halten und es wurde abgeschafft. Denn bei manchen Ausschreitungen im Zuge solcher Proteste, hatten sich Randalierer in der Universität verschanzt und das Sonderrecht ausgenutzt.Auch gegen die Abschaffung dieses Asyls wird heute am 17. November protestiert.


Quellen: 
EIA (National Hellenic Research Foundation)
Englischsprachiges PressTV über den 17. November 2012
Umnulteoz Tetrasis über den 17. November 2011 auf Indymedia
Athensnews (erscheint leider zwischenzeitlich nicht mehr)

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