19. April 2020

Griechische Ostern



Das Osterfest ist der absolute Höhepunkt des orthodoxen Kirchenjahres. Ähnlich wie in anderen Ländern Weihnachten ist das Pascha genannte Osterfest in Griechenland ein Anlass, zu dem Familie und Freunde teils aus der ganzen Welt zusammen strömen, um gemeinsam die Gottesdienste und Prozessionen zu besuchen und zu feiern. 

Viele Städter zieht es auf die Inseln oder hinaus aufs Land, wo man am besten die Osterspezialität – Lamm oder Zicklein am Spieß – im Freien zubereiten kann.

Nur in manchen Jahren fallen die Ostertermine der griechisch-orthodoxen Kirche mit denen westlicher Religionen, wie beispielsweise der katholischen und protestantischen, zusammen. Bis zu fünf Wochen können sie auseinander liegen. Ostern wird immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Doch folgen orthodoxe und westliche Kirchen unterschiedlichen Kalendern, die orthodoxe dem Julianischen, die katholische und evangelische Kirche dem Gregorianischen Kalender.

Dem Ostersonntag voran geht die Karwoche - in Griechenland Große Woche (megali evdomada) genannt. Die Gottesdienste der Großen Woche erinnern an die letzte Woche im Leben Christi und stellen seine Passion, sein Leiden, symbolisch nach. Je näher der Große Freitag (Karfreitag) rückt, desto besser besucht sind die Gottesdienste und auch diejenigen, die nicht ganz streng 46 Tage lang auf Fleisch verzichten wollten, tun dies großenteils zumindest in dieser Woche.
Der Große Donnerstag gedenkt des letzten Abendmahls. Mädchen sammeln Blumen, um den Epitaphios zu schmücken, die Totenbahre Christi, die in der Kirche aufgestellt und in Prozessionen durch die Gemeinde getragen wird. In manchen Dörfern, beispielsweise im Epirus, nimmt man den Tieren die Glocken vom Hals, um sie dann am Ostertag wieder anzubringen, so dass auch das Vieh am allgemeinen Trauern und Feiern teilhat. Unter den vielen unterschiedlichen Bräuchen und Zeremonien ist die Fußwaschung (Niptyra) von Patmos berühmt, bei der der Abt des Johannisklosters zwölf Mönchen auf einer geschmückten Tribüne die Füße wäscht, um der Fußwaschung beim Letzten Abendmahl zu gedenken.
Am Großen Freitag (Karfreitag) soll nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Olivenöl verzichtet werden. Es finden Prozessionen statt, die Trauerzügen gleichen. Die Athener Epitaphios Prozession von der Kathedrale in Monastiraki ähnelt einem Staatsbegräbnis.
Am Morgen des Großen Samstag empfängt der Orthodoxe Patriarch in der Grabeskapelle Jesu in Jerusalem das Heilige Feuer, das nach Athen geflogen und von dort aus im Land verteilt wird, um zugleich mit der Verkündigung der Botschaft von Christi Auferstehung die Kerzen der Gläubigen zu entzünden. Der Ostergottesdienst beginnt gegen 23.00 h. Kurz vor Mitternacht wird es still in den Kirchen, die Lichter werden gelöscht, bevor der Priester in der Dunkelheit seine Kerze entzündet und das Feuer an die Gottesdienstbesucher weiter gibt.
Christos anesti (Christus ist auferstanden) heißt von nun an den ganzen Ostersonntag hindurch der Gruß. Alithos anesti ( Wahrhaftig, er ist auferstanden) die Antwort. Der Ostersonntag ist ein Tag des Feierns, Musizierens und Tanzens. Am Spieß gegrillte Lämmer oder Zicklein, rote Ostereier und Tsourekia genannte Osterbrote gehören dazu. Eingeleitet wird der Tag nach der Heimkehr vom nächtlichen Gottesdienst mit dem traditionellen österlichen Nachtmahl, der Ostersuppe “Magiritsa” ( sprich Majiritsa ) aus Lamminnereien und Kräutern.
Mit dem Ostermontag, der auch in Griechenland gesetzlicher Feiertag ist, klingt das große Feste aus.
Mehr zum Thema:
Unterschiedliche Ostertermine zwischen Ost- und Westkirchen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen