12. April 2009

Mehr als Säulen und Sonne, Mythen und Meer

Säulen und Sonne, Mythen und Meer hatten mich 1990 zum ersten Mal nach Griechenland gezogen. Viele Länder auf fünf Kontinenten hatte ich zuvor besucht: Indien, Burma, Nepal, Ceylon, die Malediven, China, Russland, Australien, Mexiko und viele mehr. Ich war auf der Hoggar-Piste durch die Sahara und auf dem Alaska Highway unterwegs gewesen, hatte Südamerika bereist und mir viele Highlights Europas angesehen, als es mich endlich drängte, in Griechenland den Ursprüngen europäischer Kultur nachzuspüren, seine Inseln zu erwandern und im ionischen und ägäischen Meer zu schwimmen. Die erste Griechenlandreise führte mich nach Athen und auf die Kykladen, die nächste auf die Peloponnes. Ich wollte die antiken Stätten sehen, nach einem verregneten deutschen Sommer Sonne tanken und im Meer baden. Und ich war hängengeblieben in Griechenland, hatte mich in das Land verliebt, reiste, von ganz raren Ausnahmen abgesehen, in kein anderes mehr, um jedes Jahr nach Hellas zurückzukehren, manche Jahre mehrmals. Dabei waren diese ersten beiden Reisen alles andere als gelungen. Die Kykladenreise hatte ich als Pauschalreise gebucht, was sonst gar nicht meine Art ist und was mich auch nicht befriedigte. Umgeben von Mitreisenden aus der eigenen Heimat und geführt von einer deutschen Reiseleitung taucht man doch nicht wirklich in das Gastland ein, schleppt zuviel von dem gewohnten Umfeld mit sich rum. Die Peloponnesreise, die wir mit einem Mietwagen machten, fiel mit einer Streikwelle zusammen. Müllabfuhr und andere öffentliche Dienste waren im Ausstand. Oft hatten wir keinen Strom und manchmal kein Wasser, in den Städten stank der Müll. Aber dennoch zog es mich immer wieder zurück nach Griechenland und in den nächsten Jahren hatten wir mehr Glück. Bald war es nicht nur Glück, sondern auch gewonnene Erfahrung, allmähliche Vertrautheit mit der Sprache, der Kultur, kurz mit Land und Leuten, die für zunehmend immer gelungenere Reiseerlebnisse sorgten. Alle weiteren Reisen machten wir auf eigene Faust, wobei wir meist in Privatzimmern übernachteten. Immer wieder suchten mein Mann und ich uns neue Ziele auf den Inseln und auf dem Festland. Nur Korfu und Lesbos bereisten wir mehrmals, denn gerade letzteres wurde unsere ganz besondere Vorliebe. Allmählich begann ich weniger dem Hauch der Antike nachzuspüren und mich stärker für die Gegenwartskultur des Landes zu interessieren. So hatten wir aufgehört, unsere Reiseziele nach der Lage bedeutender Ausgrabungsstätten auszuwählen, sondern begannen zunehmend, touristisch nicht so bekannte Inseln wie beispielsweise Limnos, Samothraki, Milos und kleine Kykladeninseln wie Serifos und Sifnos zu bereisen. Ich eignete mir etwas die Sprache an, begann griechische Autoren zu lesen und griechische Musik zu hören. Das öffnete mir nicht nur Augen und Ohren für immer neue Entdeckungen, sondern auch das Herz der Gastgeber, die sich freuen, dass ich mich für ihre Kultur interessiere und einige ihrer Lieblingskünstler und Indentifikationsfiguren kenne. Sie nehmen uns zu ihren Festen mit, verwöhnen uns mit Leckerbissen und versorgen uns mit Informationen, die uns unvergessliche Reiseerlebnisse bescheren. Schließlich hatte sich soviel an Erlebtem und Geliebtem angestaut, dass ich alles an einer Stelle sammeln wollte und begann, ein Buch über das Land zu schreiben, über all jene Aspekte, die in gängigen Reiseführern wenig behandelt werden: Küche und Weine, Religion und Aberglauben, Sprache und Körpersprache, Literatur und Musik, Lieblingsbeschäftigungen und Feste, abgerundet mit nützlichen Reiseinformationen und einigen Skizzen und Bildern. Es trägt den Titel "Griechenland erleben - mehr als Säulen und Sonne" und erschien 2008 im Conbook-Verlag. Ihm folgte bald ein weiteres Buch, der Fettnäpfchenführer Griechenland - eine Sammlung von Reiseerzählungen aus dem Land der Hellenen,  in denen sich Stolperfallen, Quellen für interkulturelle Missverständnisse und Faux pas verstecken, die im Anschluss an jede Episode erklärt werden. Das Ganze liest sich unterhaltsam wie ein Roman und führt ganz nebenbei in griechische Kultur, Lebensart und Mentalität ein.
Alles das, was in den Büchern keinen Platz hatte und was sich an neuen Eindrücken und Erfahrungen im Laufe der nächsten Zeit ansammelt, will ich u.a. in diesen Blog einstellen. Während ich in meinem Buch versucht habe, möglichst objektiv neben Informationen und Hintergründen Anregungen, Tipps und interessanten Lesestoff von allgemeinem Interesse zu bieten und weite Kreise von Griechenlandliebhabern und solchen, die es werden wollen, anzusprechen, sind meine Blogbeiträge hier mehr persönlicher Natur. Dazu gehören detaillierte Reiseberichte, Anekdoten und eigene Vorlieben.

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