30. April 2009

Reisebericht Westkykladen(16) - Milos

Di, 30. September 2008 - Milos:
Busfahrt nach Pollonia (Apollonia), Wanderung nach Filakopi, Papafrangas und Sarakiniko

Wir nehmen morgens um 6.45 h den Bus vom Hafenort Adamas nach Apollónia (Pollonia). Die Fahrtzeit beträgt ungefähr 15 Minuten. Die Busse dieser Linie fahren um diese Jahreszeit nur zweimal täglich. Um 6.45 h hin und 7.15 zurück und um 14.00 h hin und 14.30h zurück. Vorher haben wir in der Bäckerei an dem Eck gegenüber der Bushaltestelle eine Tyropita und eine Milchpita gegessen. Die Bäckerei hat ab 6.30 h morgens geöffnet und bietet eine riesige Auswahl: Etwa vier verschiedene Arten von Käsepita, Spinatpita, die Milchpita, die, anders als die üblichen handlichen Teilchen, als riesiger runder Kuchen bereitet wird, von dem man ein großes Dreieck kaufen kann. Die Füllung ist puddingartig. Außerdem gibt es alle möglichen Kuchen, wie z.B. Schokoladen- und Mandelkuchen und verschiedene Kekse.

In der Morgendämmerung kommen wir gegen 7.00 h in Pollonia an. Zwischen Apollonia (Pollonia) und Kimolos verkehren mehrmals täglich kleine, lokale Fähren. Wir spazieren zu den zwei kleinen Stränden in Norden und kehren dann zu der Bushaltestelle zurück. Dort ist eine Bäckerei, die auch verschiedene Pizzen und Getränke, einschließlich Illy-Kaffee anbietet. Wir trinken einen Capucchino und kaufen eine eine 1,5-Literflasche lokalen Roséwein, weil das die erste Stelle ist, wo wir Wein von Milos finden. Die Tavernen schenken offenen Wein vom Peloponnes aus. Dann gehen wir am Meer entlang durch den Ort bis zum Südende der Bucht, an der sich seine Häuser entlang ziehen. Dort wacht einmal wieder, wie in vielen Häfen, eine dem heiligen Nikolaos geweihte weiße Kapelle mit türkisblauer Kuppel und wehender griechischer Fahne über die ein- und ausfahrenden Schiffe. Ihr Gegenüber ist auf der Nordseite der Bucht ist die Ag. Paraskevi-Kapelle. Zwischen diesen beiden erstreckt sich das Dorf. Wir zünden zwei der bereitliegenden Kerzlein in der Kapelle an, werfen die Münzen dafür in den Opferstock und gehen zurück ins Dorf und zu der Straße, auf der wir von Adamas gekommen sind.

Wir wollen uns einige Orte und Naturschauspiele entlang der Nordküste ansehen und vielleicht an einem der Strände baden.
Knapp zehn Kilometer sind es bis zu dem Ort Mandrakia zu gehen, der unterhalb der Agglomeration kleiner Dörfer rund um Tripiti liegt. Von Tripiti hätten wir dann die Möglichkeit, den Bus zurück zu unserem Ausgangspunkt Adamas zu nehmen. Unser erstes Ziel ist die Ausgrabungsstätte Filakopi. Die Straße ist wenig befahren, so dass es sich angenehm auf ihr geht. So schroff und kahl Milos von der Küste wirkt, so sanft, grün und fruchtbar ist es hier in diesem Landstrich im Inneren. Immer wieder breiten sich zwischen den niedrigen Hügeln und zum Meer zu Senken mit kleinen Getreide- und Gemüsefeldern aus. Schwarze Plastikschläuche sind zur Bewässerung zwischen die Reihen von Tomaten, Auberginen und Okra gelegt. Abgeerntete Melonen häufen sich auf der Erde. Ab und zu sieht man auch eines der in den meisten Teilen Griechenlands seltenen Gewächshäuser. Aus einer Kurve oben am Hang sehen wir hinüber auf die auf Bergorte oberhalb von Adamas und den markanten hohen Kegel, der Plaka an seinem Hang und Kastro auf seiner Spitze trägt. Die Ausgrabungsstätte ist in Arbeit. Etwa ein Dutzend Arbeiter und Archäologen sind mit Schaufeln und Schubkarren, Plänen, Maßbändern, Kompass und anderer Gerätschaft, beschäftigt. Momentan ist nicht mehr als einige Steinhaufen und kleine Mauerstücke zu sehen. Ob man sich irgendwann einmal später hier mehr vorstellen kann, wenn die Arbeiten weiter gediehen sind? Ob versucht wird, aus den Steinhäufen wieder ansatzweise die ursprünglichen Wände aufzurichten? Bereits in der frühen Bronzezeit, spätestens ab etwa 2300 v.Chr. wenn nicht noch früher, soll diese älteste bisher entdeckte Inselsiedlung bewohnt gewesen sein, bevor sie um 1100 v.Chr. von den eindringenden Dorern zerstört wurde. Hier wurden einige der Ausstellungsstücke gefunden, die wir in den nächsten Tagen im archäologischen Museum in Plaka sehen sollten. Neben der Ausgrabungsstätte weist ein blaues Metallschild mit gelben griechischen Buchstaben "ΠΑΠΑΦΡΑΓΚΑΣ" darauf hin, dass es hier hinab zu der interessanten Bucht Papafrangas geht, mit ihren Durchbrüchen und Grotten im zerklüfteten Kalkgestein und ihrer fjordartigen Schlucht, die in einem winzigen Strand zwischen steilen Felswänden endet. Wir gehen bis zum Rand der Schlucht. Der Abstieg ist jedoch gesperrt und scheint wirklich nicht empfehlenswert, da ein Teil des ehemaligen Pfades abgebrochen ist und das Gestein sich bröselig und locker anfühlt. Ich erwäge kurz, von der nächsten Bucht, in der der winzige Ort Pachena liegt, hinein zu schwimmen. Aber das Wasser etwas zu schmuddelig aus, um dies wirklich mit Vergnügen zu tun. Ob ein solches Bad eher unangebracht ist, hängt wohl von der Witterung ab. Angeblich ist es an dieser Küste der Nordwind, der immer wieder Müll und Dreck anschwemmt.

Unsere nächste Abzweigung von der weiter nach Südwesten führenden Straße ist Ag. Konstantinos, ein winziges Fischerdorf. (s. Foto links) Es ist sehr pitturesk: Zwei Kirchlein. Felsen, die um eine winzige Bucht herum ins Wasser ragen, darauf die Häuser, deren unterstes Geschoß eine Bootsgarage mir einem großen Holztor ist. Alle Gebäude weiß, alle Toren, Türen und Geländer blau gestrichen. Ringsum heller Sand und Fels und das blaue Meer. Der Ort scheint recht verwaist. Doch vor einem der wenigen Häuser treffen wir einen Mann und eine Frau an, die wir fragen, ob man irgendwo abseits der Straße am Meer weiter zu dem Sarakiniko gekannten Küstenstrich gehen kann. Offenbar ist es tatsächlich so, dass die Straße der einzige direkte Weg ist, wie auch unsere Karte zeigt. Also marschieren wir weiter auf der Straße. Kurz vor der Abzweigung hinunter nach Sarakiniko ist das nicht mehr so angenehm wie bis dorthin, denn hier sind nun eine Menge Autos, darunter auch etliche Lastwagen unterwegs. Als wir endlich die Abzweigung erreichen, ist es kurz vor 11.30h. Rund 3,5 Stunden waren wir einschließlich aller Abzweigungen von Pollonia bis hier unterwegs. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir den Parkplatz oberhalb von Sarakiniko, von wo aus es nur zu Fuß weiter hinab zum Meer geht. Sarakiniko ist zusammen mit den farbenfrohen und bizarr geformten Felsen am Nordende der Milosbucht und dem Küstenstreifen Kleftiko an der Südwestspitze eine der beeindruckendsten Stellen der Insel: Alles weiß, von Wind und Wellen modellierte weiche Formen, dahinter das blaue Meer. Wieder öffnet sich wie ein kleiner Fjord eine schmale Meerenge, die an einem kleinen Strand endet. Rings um sie herum diese außerirdisch wirkenden weißen Felsen, die einmal wie mit der Spachtel hingeschmiert wirken, dann wieder Eintiefungen, Höhlen und Überhänge bilden, die interessante Schatten werfen. Einige Leute haben es sich in dieser ungewöhnlichen Kulisse zum Sonnenbaden bequem gemacht oder schwimmen im Meer.









Obwohl es inzwischen Mittagszeit und heiß ist, habe ich trotzdem keine Lust dazu, mich in diesem Nass zu erfrischen, denn es treiben einige Plastikstückchen und kleine Schaumfetzen darin, die sich vor allem an den Rändern und Einbuchtungen sammeln. Es ist nicht übertrieben schmutzig, aber auch nicht gerade anziehend. Da bin ich von den anderen Stränden der Kykladen verwöhnt. Wohl nicht der richtige Tag für diese Unternehmung. Der Nordwind steht in dem Ruf, die Strände der Nordküste zu verschandeln, wenn er weht. Tatsächlich war es weder gestern, als wir mit dem Boot unterwegs waren, noch heute windstill, sondern es wehte stets ein Lüftchen, das sich gestern am Boot an manchen Stellen der Strecke zu einem rechten Wind steigerte, der manche Fahrgäste zum erbleichen und das Personal zum Verteilen von Kaugummis gegen Seekrankheit brachte.

Statt zu schwimmen holen wir also die morgens eingekaufte 1,5 Liter-Plastikflasche mit Rosewein von Milos und unseren Proviant bestehen aus von zu Hause mitgebrachten Nüssen und Quittenbrötchen und unterwegs gefundenen Feigen hervor und machen vor der herrlichen Kullisse begleitet von dem Plätschern und Gluckern des gegen die Felsen schlagenden und sie unterspülenden Meeres Brotzeit. Wir steigen anschließend noch ein wenig in den abwechslungsreichen Felsformationen umher und kehren dann hinauf zur Asphaltstraße zurück. Etwas mehr als 1 km sind es zu gehen, bevor sich die Straße zweigt und entweder links zurück nach Adamas in der Milosbucht oder rechts hinab zu dem Fischerort Mandrakia im Norden führt. Wir schlagen die rechte Straße ein und nehmen abwechselnd die Fahrbahn und Fußwege, um nach Mandrakia an der Nordküste zu gehen. Wir kommen an einer Vorspeisentaverne (Mezedopolio) mit großer Aussichtsterrasse, die jedoch geschlossen ist, zur Rechten und einer privaten Minikapelle zum Gedenken an einen verunglückten Motorradfahrer zur Linken vorbei, bevor wir das Dorf Mandrakia am Meer erreichen.
Es präsentiert sich ähnlich pittoresk wie Ag. Konstantinos, wenn auch etwas größer: In der Fels der Bucht sind von blauen Holztüren verschlossene Bootsschuppen getrieben. Auf dem kleinen Plateau darüber stehen einige kleine Häuser und eine Kirche. Inzwischen ist es 14.00 h geworden. Die Mittagshitze hat ihren Höhepunkt erreicht, obwohl der Tag heute insgesamt sonst nicht allzu heiß war und ab und zu Wolken und ein leichter Wind dafür sorgten, dass wir beim Wandern nicht allzu sehr ins Schwitzen kamen. Doch bei der momentanen Hitze haben keine Lust, zu Fuß wieder bergan zu gehen, um droben in Tripiti den Bus zu nehmen. Für heute reicht es. Wir fragen deshalb in dem kleinen Geschäft, vor dem ein Taxi geparkt ist, ob es uns zurück nach Adamas bringen kann. Die Inhaberin ruft statt dessen einen Kollegen, weil der Fahrer im Moment nicht aufzutreiben ist. Na ja, schließlich ist auch Siestazeit... . Jedenfalls kommt bald ein anderes Taxi und bringt uns nach Hause. Da wir noch nicht richtig gegessen haben, gehen wir gleich in unsere Lieblingstaverne "Navagio", die eine Pergola mit Tischen und Stühlen direkt am Wasser hat. Am Nachbartisch sehen wir einen Mann Seeigel essen und wollen sie auch bestellen. Sie stehen zwar auch in Form von Salat auf der Speisekarte, sind jedoch momentan in der Form nicht erhältlich. Der Seeigelesser hat sie selbst gefangen, einige davon dem Wirt geschenkt und sich den Rest mit Zitronen und einem Fläschchen Ouzo als Vorspeise servieren lassen. Der Wirt bring uns mit ihm ins Gespräch und bald haben wir eine Kostprobe der Köstlichen Stacheltiere auf dem Tisch. Anschließend bestellen wir eine Portion Fisch (Gopa) und Lamm in Zitronensauce. Anschließend gehen wir ein Stückchen in Richtung Kanava an den Ortsstrand schwimmen. Er ist heute sauberer als die Strände im Norden.

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