Der kleine Gedichtband Giorgos Seferis Poesie aus der Bibliothik Suhrkamp ist ein gutes Geschenk nicht allein für ausgesprochene Poesieliebaber. Den 1900 in Smyrna (dem heutigen Izmir) geborenen und
1972 in Athen gestorbenen Literaturnobelpreisträger Giorgos Seferis sollte jeder Griechenlandreisende kennen. Denn der große Poet ist kein "toter Dichter", sondern sehr beliebt und präsent im modernen Griechenland.
Mit diesem zweisprachigen Büchlein schenken Sie deshalb ein Stückchen griechisches Allgemeingut - einen Schlüssel zu den Herzen der Griechen. Besonders viel davon hat natürlich derjenige, der sich schon (ein wenig) mit der griechischen Sprache befasst hat und neben dem deutschen auch den griechischen Text lesen kann, was nicht besonders schwierig ist, denn die Sprache ist schlicht und klar.
Viele Griechenlandurlauber sind Gedichten von Seferis sicher schon begegnet - vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn etliche davon wurden vertont. Es wurden beliebte Songs daraus. Beispielsweise die ersten Zeilen des in dem Poesieband enthaltenen
Gedichts “Quid platanon opacissimus”. Aus ihnen machte der bekannte
griechische Komponist Mikis Theodorakis das Lied “O ypnos se tylixe”
(“Der Schlaf umfing dich”), das Maria Farantouri auf ihrer CD “Way Home”
singt.
Ebenfalls von Theodorakis ist der mit den Zeilen “Sto perigiali
to kryfo” – “Am versteckten Strand” beginnende Ohrwurm, der auf dem
Gedicht “Arnisi” (“Entsagung”) basiert und eine Rück- und Vorschau auf
das eigene Leben und wohl auch das eigene – griechische – Land an einem
Strand “so weiß wie eine Taube” zum Gegenstand hat. Tausende Griechen sangen
dieses Lied an den Straßenrändern als man den Dichter zu Grabe trug.
Erschienen ist das Gedicht bereits 1931 in seinem ersten Gedichtband "Wende".
Leider kennt man im deutschsprachigen Raum die Melodie eher mit einem
ganz anderen Text mit dem Titel “Zusammenleben”, gesungen von Milva.
Auch andere Komponisten vertonten Seferis-Gedichte, so beispielsweise
Ilias Andriopoulos einige Verse des in dem Buch enthaltenen “Santorini”.
Man muss kein ausgesprochener Poesiefreund sein, um die Gedichte des Giorogos Severis zu mögen. Man fühlt sich schnell
zu Hause in den eingängigen Bildern seiner Lyrik. Häufig spielt er auf griechische Mythen an.
Doch – ob man von deren Inhalt und Bedeutung Kenntnis hat oder nicht –
es sind in erster Linie immer wieder kehrende Worte wie Meer, Insel,
Schiff, Föhre, Berg, Haus, Statue, Nacktheit, die eine vertraute
und als einmalig griechisch empfundene Umgebung voller Schlichtheit
und Klarheit schaffen, in der der Geist Halt und Heimat findet, um von
ihr aus auf abenteuerliche Reisen aufzubrechen und weit zu schweifen. Genau das Richtige, um sich im kühlen deutschen Winter zurück ins warme, sonnige Griechenland zu versetzen. Das Richtige aber auch als Reisebeleiter durch das Land der Hellenen. Bequem findet das handliche Büchlein im Reisegepäck Platz.
Giorgos Seferis, Poesie, Taschenbuch: 96 Seiten, Suhrkamp Verlag, 4. Auflag (1. September 1987), ISBN-10: 351801962, ISBN-13: 978-3518019627, EUR 11,80
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