Drei Romane hat der Journalist und Autor Andreas Schäfer bis jetzt vorgelegt. Einer harten Zerreißprobe ausgesetzte Familienbande spielen in allen drei eine Rolle und - teils mehr, teils weniger - Griechenland.
Letzteres ist kein Wunder, ist doch die Mutter des 1969 in Hamburg geborenen und zur Zeit in Berlin lebenden Autors Griechin.
Gelesen habe ich bis jetzt die beiden letzten der drei Romane - mit viel Vergnügen. Nachdem ich diese Website als Griechenlandblog konzipiert habe, will ich hier vor allem auf die griechische Komponente in den Büchern eingehen. Ich finde es interessant, wieweit sich griechische Wurzeln eines in Deutschland geborenen, lebenden und arbeitenden griechischstämmigen Autors in seinem Werk spüren lassen.
In "Wir vier" scheint Griechenland nur im Hintergrund auf, als Ort der Sehnsucht, wohin sich der ehemalige Pilot Lothar vielleicht gern zurückziehen würde, nachdem der gewaltsame Tod eines seiner beiden Söhne seine Familie und seine ganze Welt zerbersten ließ. Kurz entschlossen fliegt er für kurze Zeit auf eine griechische Insel. Seine Frau fürchtet, er wolle nicht mehr zurück kommen und er gibt zu, dass es diesen Gedanken gab. Schließlich versuchen er und seine Frau Ruth sich aus der hilflosen Starre, in die sie durch den tragischen Verlust ihres Kindes gefallen sind, zu lösen. Ruth durch eine Kontaktaufnahme mit dem Mörder ihres Sohns und Lothar durch ein neues Projekt, in das er seine brachliegende Energie steckt - einen Segelflugplatz, auf einem Grundstück, das er in der Nähe des Hauses der Familie kauft. Auch hier kommt Griechenland wieder in den Sinn. Es gibt ihm den Eindruck eines Beckens, das ihn an eine Hochebene auf einer griechischen Insel erinnert, eine kaum bewachsene Ebene aus rissiger Erde, von verwachsenen Olivenbäumen eingefasst. Das Becken hier sammelte eine ähnliche Ruhe, kraftvoll und besänftigend ....
Der Roman
"Gesichter"
nimmt seinen Beginn mit dem Ende eines Familienurlaubs auf einer griechischen Insel und der Einschiffung in der westgriechischen Hafenstadt Patras. Hier wird der auf Gesichtsblindheit spezialisierte Neurologe Gabor Lorenz Zeuge, wie ein Flüchtling auf einen Lastwagen springt, um unbemerkt auf die Fähre zu gelangen. Er wirft ihm eine Tüte mit Obst in den Laster, ohne daran zu denken, dass darin auch einige an seine eigene Berliner Anschrift adressierte Postkarten stecken. Während diese schön langsam - eine nach der anderen - bei ihm Eintreffen, wächst in ihm ein diffuses Gefühl der Bedrohung... - und dann verschwindet auch noch seine ältere Tochter. Hat der Flüchtling etwas damit zu tun? Oder ist sie vielleicht auf die Ferieninsel zurückgekehrt, wo die Familie ein Haus besitzt und wo sie sich im Urlaub verliebt hatte? Lorenz fliegt wieder auf die Insel, um nach ihr zu suchen.
Soviel zum konkret Griechischen in den beiden Büchern. Und was ist mit Schäfers Fixierung auf familiäre Probleme? Jedenfalls würde es mich nicht wundern, wenn ein Mensch mit griechischen Wurzeln das Fehlen oder Zerbrechen einer heilen, sich gegenseitig Halt gebenden Familie empfindlicher spürt als viele Deutsche, für die es wohl eher zur alltäglichen Realität geworden ist, als meist noch in Griechenland, wo die Familie noch weit mehr ein sicherer Hafen ist - besonders in Zeiten des Sturms wie der gegenwärtigen Krisensituation.
Lust gemacht hat mir die Lektüre der beiden obigen Werke von Andreas Schäfer darauf, auch endlich seinen Debütroman "Auf dem Weg nach Messara"
zu lesen. Es scheint das "grieschichste" seiner drei Bücher zu sein. Im Zentrum steht eine Beerdigung in Griechenland und das Zusammentreffen einer deutsch-griechischen Familie zu diesem Anlass. Da ich das Buch selbst bislang noch nicht gelesen habe, hier der Hinweis auf eine Rezension in der FAZ und weitere Rezensionsausschnitte beim Perlentaucher.
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