26. November 2014

Generalstreik am 27. November 2014

Groß ist diesmal die Beteiligung an dem Generalstreik, zu dem für den 27. November 2014 die zwei wichtigsten griechischen Gewerkschaftsverbände GSEE und ADEDY, unter deren Dach ein Großteil der griechischen Gewerkschaften organisiert ist, aufgerufen haben.

Auch der öffentliche Verkehr ist stark betroffen. Während sich zur Touristensaison dieser Sektor stark zurückhielt und Streiks teils auch gerichtlich verboten worden waren - vor allem diejenigen der Fluglotsen - zeichnet sich diesmal kein derartiges Verbot ab. Die Fluggesellschaft Aegean Airlines kündigt bereits Stornierungen und Flugplanänderungen an.

Streikpläne des öffentlichen Verkehrs in Griechenland im Einzelnen:

(alle Angaben ohne Gewähr. Mit laufenden Änderungen ist zu rechnen)
  • Flüge - 24 Stunden Streik der Fluglotsen macht Flüge unmöglich
  • Fähren - Seeleute  der Gewerkschaft PNO) streiken 24 Stunden. Damit fallen alle größeren griechischen Fähren aus. Erfahrungsgemäß sind internationale Fähren mit internationalem Personal und einige wenige private Gesellschaften nicht betroffen.
  • Bahn - Die griechische Bahn OSE streikt 24 Stunden
  • Nahverkehr Athen - Nur stundenweise Streiks. Zu folgenden Zeiten verkehren fahren folgende Verkehrsmittel:
    U-Bahn (= Metro Linien 1 und 2 ) : 9 Uhr bis 21 Uhr
    U-Bahn (= Metro Linie 3 ): 9 Uhr bis 21 Uhr, aber nicht bis Flughafen, sondern nur bis zur Station Doukisis Plakendias
    S-Bahn (= ISAP ) : 10 bis 16 Uhr
    Busse und Trolleys: 9 bis 21 Uhr
    Straßenbahn:
      9 bis 17Uhr
  • Nahverkehr Thessaloniki - Busse streiken. Es soll aber ein Notdienst mit 1 bis 2 Bussen pro Stunde eingerichgtet werden. Der Nachtbus Νο 78Ν  der Gesellschaft KTEL zum Flughafen solll nicht betroffen sein. 
Quelle: GTPApergia.gr, https://twitter.com/thess_transport

> Artikel Informationen zu griechischen Gewerkschaften und Streikaufruf




via http://news.gtp.gr/2014/11/25/greek-air-ferry-rail-bus-services-affected-by-strike-thursday/

18. November 2014

Stille Örtchen in Griechenland

Am 19. November ist Welttoilettentag. Anlass mal einen Blick in griechische "stille Örtchen" zu werfen.


Bereits im antiken Griechenland gab es Vorläufer unserer modernen Toilette: Steinbänke mit der menschlichen Anatomie angepassten Löchern, unter denen Wasserläufe für den Abtransport der Ausscheidungen sorgten. Was die Archäologie vom Palast von Knossos auf Kreta zu Tage förderte, lässt darauf schließen, dass dem sagenumwobenen König Minos ein bequemer Holzsitz mit Wasserspülung zur Verrichtung seiner Notdurft zur Verfügung stand. 

Darauf folgte - wohl dem Einfluss der Osmanenherrschaft geschuldet  - die Zeit des Stehklos, der Hocktoilette, oder der "türkischen Toilette", wieimmer man auch diese Abortvariante nennen will, bei der einem die bequeme, zum Verweilen und Zeitunglesen einladende Sitzhaltung verwehrt wird. Ab und zu trifft man noch auf derartige Klosetts in Privathäusern, Klöstern oder neben altertümlichen Dorftavernen. In der Türkei scheinen sie noch häufiger zu sein. Für dort gilt diese Gebrauchsanweisung.
Moderne griechische Toiletten sind denen anderer europäischer Länder nicht unähnlich. Nur

sind die Ausmaße meist etwas kleiner. Das betrifft zum Einen die Maße des Toilettensitzes. Ähnlich denen anderer griechischer Sitzgelegenheiten - wie z.B. der traditionellen, seil- oder strohbespannten griechischen Tavernenstühe - sind sie auf Minigesäße ausgerichtet. Warum wohl? Ein wenig kleiner als Mitteleuropäer mögen viele Griechen sein - viele, fürwahr nicht alle! Aber sooo klein und doch auch wieder nicht!
Kleiner sind aber nicht nur die Maße der Kloschüssel. Auch die Maße der Rohre sind meist minimal gehalten. Das bedeutet minimale Wasserzu- und abfuhr. Allenfalls lassen sich damit noch flüssige Ausscheidungen auf einen Spülknopfdruck hin ordentlich wegspülen. Nach dem "großen Geschäft" sind oft mehrere Spülgänge fällig oder - zur Unterstützung - ein Guß aus dem oft neben der Toilette bereitstehenden Wassereimer. Letzterer dient nicht nur zur Unterstützung der Siphonspülung. Er leistet vor allem gute Dienste, wenn die Wasserspülung mal ganz versagt - was je nach Örtlichkeit gar nicht so selten passieren mag. Denn oft werden die Toiletten aus Zysternen gespeist. Zuweilen sorgt ein ausgeklügeltes, störungsanfälliges System, zu dem teils auch Elektropumpen gehören, dafür dass die Zysterne oder gerade die richtige der oft mehreren vorhandenen Zysternen Spülwaser liefert. Denn viele griechische Regionen leiden an Wassermangel, so dass es tabu ist, Trinkwasser für die Klospülung zu verwenden.
Es sollte sich von selbst verstehen, dass angesichts solcher Konstruktionen nichts Weiteres
neben den menschlichen Ausscheidungen in die durchschnittliche griechische Toilettenschüssel gehört. Toilettenpapier oder gar Papiertaschentücher - ganz zu schweigen von Slipeinlagen, Damenbinden oder dergleichen nicht einmal von westeuroäischen Toiletten immer klaglos geschluckten Materialien - haben natürlich nichts in der griechischen Kloschüssel zu suchen! Dafür gibt es einen Eimer daneben. Meist weisen Schilder auf diese Toilettenregel hin. Ausnahmen bilden wenige Neubauten und internationale Hotels.

Schließlich betrifft die Sache mit den kleineren Ausmaßen auch die Raummaße. Griechische Toiletten sind meist winzig. Bei öffentlichen Aborten mag das nicht weiter stören. Die Hauptsache man passt gerade noch hinein und kann sich zweckdienlich platzieren. Doch auch in Privathaushalten ebenso wie in Pensionen und einfachen Hotels sind die Nasszellen, die neben der Toilette ein winziges Duschbad umfassen, meist extrem klein, so dass man beim Duschen zwangläufig den gesamten Raum mitsamt Toilette überflutet.




5. November 2014

Locomondo - griechische Musik fetzig u. ungewohnt

Zwischen 8. und 10. November 2014 ist die international beliebte griechische Musikgruppe Locomondo mal wieder in Deutschland auf Tour (Wiesbaden, Hannover und Köln). Das Konzert am 10.11.2014 in Köln im Club Bahnhof Ehrenfeld wird vom WDR Funkhaus Europa mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt in der Sendung World Live ausgestrahlt.
Hier ein Video von einem Auftritt der Band in Athen:

3. November 2014

17. November - "Brot, Bildung Freiheit"

Der 17. November wurde 1941 vom International Students’ Council in London als Weltstudententag ausgerufen, um an die blutig niedergeschlagenen Studentenproteste 1939 in Prag gegen die Besetzung durch die Nationalsozialisten zu erinnern.

 In Griechenland gedenkt man am 17. November weniger weit zurückliegender Ereignisse.1973 litt Griechenland seit 6 Jahren unter einer Militärdiktatur. Zwischen dem 15. und 17. November 1973 formierten sich ausgehend von der kurz Polytechnio genannten Athener Polytechnischen Hochschule Proteste gegen die herrschende Militärchunta. Mit dem Slogan “Brot, Bildung, Freiheit” gelang es den protestierenden Studenten weitere Bevölkerungsteile in ihre Proteste einzubeziehen, einschließlich eines Traktorzugs, mit dem Bauern aus der Stadt Megaro gegen die Beschlagnahmung ihres Lands für den Bau einer Ölraffinerie protestierten. Die Proteste weiteten sich aus.Auch sie wurden - wie jene einst in Prag - brutal niedergeschlagen. In den frühen Stunden des 17. Novembers zerschlug die Polizei die protestierenden Massen, die sich um das Universitätsgelände herum angesammelt hatten. Kurz darauf fuhren Militärpanzer vor und Soldaten marschierten vor dem Haupttor des Polytechnikums in der Patissionstraße auf. Studenten, sie sich auf dem Campusgelände verbarrikadiert hatten, riefen den Soldaten zu “Wir sind eure Brüder”, um sie zu bewegen, sich der Revolte anzuschließen. Statt dessen stellte Ihnen das angerückte Militär ein Ultimatum, das Universitätstor zu öffnen, worauf die Studenten lediglich mit dem Singen der Nationalhymne antworteten. Um 2.30 Uhr morgens brach darauf ein Panzer mit hoher Geschwindigkeit durch das Universitätstor und verletzte mehrere dahinter verbarrikadierte Studenten. Soldaten und Polizei drangen ein und drängten Hunderte Protestierender zusammen. Lang blieb im Unklaren, wieviele Menschen dabei getötet und verletzt wurden. Nachforschungen der EIA (National Hellenic Research Foundation) im Jahr 2003 brachten an den Tag, dass es 24 Todesopfer unter den Zivilisten, über Tausend Verletzte und 886 Verhaftungen gab.

Bilder von den Aufständen am 17. November 1973:
Seither wird alljährlich am 17. November der Aufstände und der Opfer unter den Protestierenden gedacht. Viele  rote Nelken und ein Marsch zur US-Botschaft gehören dazu. Denn die USA hatten die Militärchunta anerkannt und unterstützt, weil sie deren  antikommunistische Haltung schätzten. Auch daran denken die Griechen an diesem Jahrestag. Der Slogan der Studenten von 1973 "Brot, Bildung, Freiheit" hat indessen in den letzten Jahren eine ganz neue Bedeutung erlangt. Mit ihm vermengen sich die Gedenkmärsche und -versammlungen mit Protesten gegen die Sparmaßnahmen, Einkommenskürzungen und Abgabenerhöhungen, die die Menschen seit dem Ausbruch der Wirtschafts- und Schuldenkrise bedrängen. Viele Protestierende erweitern heute diese Schlagwörter um den Anhang "Die Militärchunta hat nicht 1973 geendet."

Bis 2011 herrschte als Reaktion auf die Vorfälle um den 17. November 1973 ein “Universitätsasyl”, das Polizei und Militär das Betreten des Campusgeländes verbot, um eine Wiederholung des damaligen Geschehens auszuschließen. In der heutigen unruhigen Zeit, wo sich Demonstrationen und Protestaktionen nicht nur an diesem historischen Tag, sondern das ganze Jahr über häufen, war dieses Asylrecht nicht mehr zu halten und es wurde abgeschafft. Denn bei manchen Ausschreitungen im Zuge solcher Proteste, hatten sich Randalierer in der Universität verschanzt und das Sonderrecht ausgenutzt.Auch gegen die Abschaffung dieses Asyls wird heute am 17. November protestiert.


Quellen: 
EIA (National Hellenic Research Foundation)
Englischsprachiges PressTV über den 17. November 2012
Umnulteoz Tetrasis über den 17. November 2011 auf Indymedia
Athensnews (erscheint leider zwischenzeitlich nicht mehr)