29. April 2012

1. Mai - Feiertag und Tag der Kundgebungen und Streiks

Wie in vielen Ländern weltweit gilt auch in Griechenland der 1. Mai als Tag der Arbeit und ist gesetzlicher Feiertag. Daneben feiert man den Frühling mit Picknicks, Musik, Tanz und vor allem vielen Blumen.

Wer am 1. Mai 2012 in Griechenland unterwegs ist, muss mit geschlossenen Geschäften, Büros, Museen und archäologischen Stätten rechnen, aber auch damit, dass es wegen des Feiertags bzw. wegen Streiks, Kundgebungen und Aufmärschen zu Verkehrsbehinderungen und Ausfällen bzw. Änderungen im öffentlichen Verkehr kommt.

Gute englischsprachige Informationen über Streiks etc. - vor allem diejenigen, die Reisende betreffen können - bietet die englischsprachige Website http://livingingreece.gr/strikes/. Auf Griechisch gibt es einen detaillierten Streikkalender unter: http://www.apergia.gr/.
Nachstehend daraus einige bis jetzt veröffentlichte Meldungen. Man sollte aber darüber hinaus nach weiteren, kurzfristig erfolgenden Bekanntmachungen sowie unangekündigten Aktionen rechnen.

Fähren und anderer Schiffsverkehr am 1. Mai 2012

24 Stunden streiken im Hafen von Piräus die Gewerkschaften PAMEN und PEMEN, d. h. Hafenarbeiter und technisches Personal  Außerdem streiken von 8 bis 12 Uhr die Seeleute. Direkt sollte entsprechend den vorliegenden Ankündigungen nur der Hafen Piräus betroffen sein. Doch sollten sich alle Schiffsreisenden besser erkundigen, ob ihre Verbindung planmäßig geht. Denn es kommt natürlich zu Verschiebungen bzw. kann zu Umleitungen kommen.

Zugverkehr am 1. Mai 2012


Die Angestellten der Griechischen Eisenbahngesellschaft OSE streiken 24 Stunden. Damit fallen die meisten Züge aus. Eine Ausnahme bilden die Züge mit touristischem Charakter, die zwischen Volos und Milies, Katakolo und Olympia sowie zwischen Diakofto und Kalavryta verkehren.

Nahverkehr in Athen am 1. Mai 2012

Die Verkehrsmittel fahren nur zu folgenden Zeiten:
Metro, "Elektrische" und Tram ab 8 Uhr 
 Busse 7:30 bis 22 Uhr 
Trolleys 7 bis 22 Uhr

Busse in Thessaloniki am 1. Mai 2012

Nur der Nachtbus 78N vom und zum Flughafen fährt normal. Die anderen Busse streiken 24 Stunden.

Quellen:
Athens Transport (Griechisch) 
Ta Nea (Griechisch)
www.apergia (Griechisch)
Naftemporiki (Griechisch)


14. April 2012

Nur noch auf Wunder ist Verlass!


Nichts lief nach Plan diese Ostern für die Griechen. Nichts außer dem Osterwunder, dem Heiligen Licht, dem Heiligen Feuer.

Gut, mag daran liegen, dass es nicht auf dem Territorium des krisengebeutelten Landes stattfindet, sondern in Israel, in Jerusalem. Trotzdem ist es von großer Bedeutung für die Griechen, ranken sich doch ihre wichtigsten Osterbräuche darum!

Wenigstens dieses Wunder geschah auch dieses krisen- und chaosgeschüttelte Jahr ganz so wie jedes Jahr, genau so wie anzunehmenderweise seit Christi Geburt, belegterweise seit dem 8. Jahrhundert, als Kreuzritter davon berichteten. Wie beispielsweise schon sehr detailreich von dem russischen Priester Daniel in seiner Reisebeschreibung aus den Jahren 1106/07 beschrieben, entzündete sich auch heute, am Samstag, den 14. April des Krisenjahres 2012, wieder in der Grabeskapelle der Auferstehungskirche in Jerusalem ein "himmlisches" Feuer ganz von selbst und ohne Fremdeinwirken. Dieses Feuer ist zunnächst reines Licht ohne der dem Feuer eigenen verzehrenden Wirkung, so dass noch nie berichtet wurde, dass sich der Patriarch von Jerusalem, der seit Jahrhunderten zu diesem Zeitpunkt in der Grabeskapelle betet, den Bart versengt hätte. An einer speziellen Stelle oberhalb des Grabes Christi nimmt es sodann jedoch solche Qualität an, dass der Patriarch daran seine Kerze entzünden kann. Mit ihr tritt er aus der Kapelle, um das Heilige Licht weiter zu reichen - sukzessive an die gesamte orthodoxe Christenheit. Flankierend zu dem seit Jahrtausenden gleichbleibenden Zeremoniell hat sich in unseren Zeiten eine Logistik entwickelt, die dafür sorgen will, dass alle Orthoxen Christen teilhaben können an dem Mysterium und sich eine Kerze mit nach Hause nehmen können, deren Flamme ihren Stammbaum direkt auf das vom Himmel herabgestoßene Heiligen Feuer aus der Auferstehungskirche in Jerusalem zurückverfolgen kann.

Griechenland wird mit einem Staatsflieger versorgt, der das heilige Feuer möglichst schnell und direkt zunächst mal auf Athener Internationalen Flughafen Eleftherios Venizelos bringt, wo es wie ein Staatsbesuch von hohen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern empfangen wird.. Von dort geht es weiter in andere griechische Städte und auf die Inseln. Denn noch in der Osternacht soll es in allen Kirchen brennen, damit sich die Gläubigen daran ihre eigene Kerze entzünden können und es bis ins eigene Heim tragen können.

Um das zu bewerkstelligen, sollte der griechische Staatsflieger heute um 18.30 Uhr auf dem Athener Internationalen Flughafen eintreffen. Nun ist eine Verspätung bis 20.00 Uhr gemeldet. Wenn auch glücklicherweise das Wunder selbst ganz unbeeindruckt von Krisen und damit einhergehendem Chaos reibungslos stattfand, so klappte es offenbar dieses Jahr mit dem Drumherum nicht so recht. Kein Wunder, so chaotisch wie diese Ostern waren schon lange keine mehr. In der Karwoche, die in Griechenland "Heilige Woche" (Megali Evdomada) heißt, streikten zuerst die Seeleute, was den Fährverkehr zum erliegen brachte und zu mindestens Zehntausend Stornierungen führte, danach die Überlandbusse, wovon abermalsl rund 15.000 Reisende betroffen waren. Um sich auszumalen, was das bedeutet, muss man wissen, dass die Woche vor Ostern ähnlich der Woche um Mariä Himmelfahrt Mitte August Hauptreisezeit in Griechenland ist, da alle mit ihrer Familie in ihrem Heimatdorf oder auf ihrer Heimatinsel feiern wollen. Chaos pur.

Wie schön, dass wenigstens auf Wunder noch Verlass ist in unserer aus den Fugen geratenen Welt!

10. April 2012

Melitinia oder Lichnarakia

Viele Familien backen dieses delikate Gebäck mit seinem einzigartigen Aroma zur Osterzeit. Doch auch für andere Festlichkeiten wie beispielsweise Hochzeiten wird es auf den ägäischen Inseln, vor allem auf den Kykladen, zubereitet. Als Spezialität gelten die Melitinia von Santorini, wie sie Frau Anna von Akrotiri herstellt.

Für den Teig nimmt sie 750 Gramm Mehl, ein kleines Glas Olivenöl und als Aroma Mastix ( masticha ) und verrührt das Ganze mit warmem Wasser zu einem weichen Teig, den sie dünn ausrollt. Mit einer Form sticht sie daraus runde Stücke.

Für die Füllung verrührt sie 1 Kilo Mizithra (einen Molken-Frischkäse) mit 1 Kilo Zucker. Dann gibt sie 4 Eier dazu, rührt weiter und fügt schließlich noch 6 Esslöffel Mehl, 2 Esslöffel Mastixpulver und ein wenig Vanille zu, die sie auch einrührt, bis sich eine dicke Masse bildet.

Natürlich gibt es verschiedene Varianten des Rezepts. Manche Hausfrauen verwenden ein wenig Ouzo, Zimt und/oder Nelken und manche nehmen Butter statt Olivenöl und Milch statt Wasser. Viele Rezepte schreiben auch, dass ein Ei in den Teig gehört und dass die Füllung mit Zucker und Sesam bepinselt wird. 


Auf jeden Teigkreis setzt Frau Anna einen Esslöffel Füllung. Aufgabe ihrer Töchter ist es, die Ränder hochzuziehen und mit dem Daumen einzudrücken.

Gebacken wird im vorgeheizten Herd für 20 bis 25 Minuten bei 180 Grad.
Es ist die Spezialität der ostägäischen Insel Chios, das Mastix, Mastik oder masticha genannte Harz des Mastikstrauches, was dem Gebäck sein einzigartiges Aroma verleiht.

Quelle: klearchosguidetothegalaxy.blogspot.de (Lizenz CC BY 3.0)

8. April 2012

Palmsonntag auf Korfu

Während die katholische und protestantische Kirche bereits Ostern feiern, ist in Griechenland heute Palmsonntag. Denn 2012 liegen die Ostertermine der orthodoxen Kirche eine Woche später als die der Westkirchen. Auf der Insel Korfu findet an dem Tag eine große Prozession zu Ehren des Inselheiligen, des Heiligen Spyridon, statt.

6. April 2012

Totengedenken für Dimitris Christoulas

Der öffentliche Freitod des 77-jährigen Rentnern Dimitris Christoulas am 4. April 2012 hat die griechische Gesellschaft stark erschüttert. Viele kamen auf den Athener Syntagma-Platz und brachten Blumen, Kerzen und Botschaften zu dem Baum, an dem der Verzweifelte seinem Leben ein Ende gesetzt hat.

Auch die orthodoxe Kirche nahm Stellung zu dem traurigen Ereignis und würdigte den Toten mit einer religiösen Zeremonie an der Stelle seines Todes.
In einer am Donnerstag, den 5. April 2012, veröffentlichten Erklärung des höchsten Gremiums der griechisch-orthodoxen Kirche, der Heiligen Synode, heißt es unter anderem: "Dieser Selbstmord ... ist eine Tatsache, die unserer Gesellschaft viel zu Denken gibt. Die wachsenden Probleme und die Verschlechterung der Krise sind Nährboden der Verzweiflung und bringen Menschen in hoffnungslose Situationen." Freilich kann die Kirche dabei nicht umhin, zu betonen, dass sie Entscheidungen wie einen Selbstmord nie als Antwort auf die Probleme der Menschen für gut heißen kann und statt dessen Geduld, Hoffnung und Vertrauen in Christus heranbilden will. Am Ende ihrer Stellungnahme stehen Anteilnahme mit der Familie des Toten, denen Gott Frieden und Trost schenken solle.

Foto: Yanni Koutsomitis (Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0)

5. April 2012

"Es ist kein Selbstmord, es ist Mord" ....



... behaupten Demonstranten auf ihren Plakaten, mit denen sie sich in Athen auf dem Syntagma Platz und den umliegenden Straßen versammeln, um des 77-jährigen Rentners Dimitris Christoulas zu gedenken, der sich am 4. April 2012 auf dem Syntagma-Platz erschoss.

"Ich sehe keine andere Lösung als ein Ende in Würde, bevor ich im Müll nach Lebensmitteln suchen muss oder meinem eigenen Kind zur Last falle"

stand laut Medienberichten in einem kurzen Abschiedsbrief, den der ehemalige Apotheker bei seinem Selbstmord am Körper trug, und in dem er des Weiteren die Regierung beschludigt, seine Lebenschancen zunichte gemacht zu haben.

2008 war die Suizidrate Griechenlands gemäß von der Weltgesundheitsorganisation ermittelten Zahlen mit 2,8 auf 100.000 Einwohner die niedrigste in Europa. Seit der Einführung rigider staatlicher Sparmaßnahmen, die u.a. drastisch sinkende Einkommen und steigende Steuern bedeuten, ist die Zahl der Selbstmorde rapide angestiegen - um 22,5 Prozent innerhalb von drei Jahren. Der Zusammenhang ist wohl klar. In bitterer Deutlichkeit illustriert ihn dieser aus Verzweiflung und Protest gleichermaßen begangene Suizid. Es konnte also nicht ausbleiben, dass Tausende auf die Straße gingen, um des Toten zu gedenken und ihrer Verbitterung Luft zu machen.

Quelle: http://www.kathimerini.gr/
Bildquelle: http://teacherdudebbq.blogspot.de/ (Lizenz Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland (CC BY-NC-SA 3.0)

1. April 2012

Mein neues Buch: Fettnäpfchenführer Griechenland

Geschafft! Ab sofort ist es im Buchhandel: Mein zweites Buch zum Thema Griechenland. Es heißt "Fettnäpfchenführer Griechenland" und ist Teil der laufend wachsenden, bereits 18 Titel umfassenden Fettnäpfchenführer-Reihe des Conbook-Verlags.

Verpackt in eine unterhaltsame Erzählung geht es darin in erster Linie um die DOs AND DON'Ts im fremden Land der Hellenen. Also auf Deutsch: Darum, wie man gut ankommt bei den Griechen und womit man bei ihnen eher aneckt. So eine Art kleiner Knigge für Griechenland also, der über reine Benimmregeln hinaus Eigenheiten der Kultur und Mentalität der Hellenen unter die Lupe nimmt.

Erzählt wird von den zwei Freundinnen Anna und Connie, die in der griechischen Ägäis auf den Inseln Kos, Nissyros, Tilos, Astypaleo und Amorgos unterwegs sind, und Connies Mann Bernd, der Naxos zu seiner Wahlheimat gemacht hat und sich dort dem griechischen Alltag mit Job, Renovierungsarbeiten, Pannen, Verhandlungen und Debatten stellt. Ihre Abenteuer in Griechenland bescheren ihnen viele unvergessliche Erlebnisse und Begegnungen, lassen sie aber auch immer wieder in Fettnäpfchen stapfen, dass es nur so platscht. Manchmal merken sie es gar nicht, manchmal fühlen sie sich belächelt, zuweilen treibt es ihnen die Schamesröte ins Gesicht.

Am Ende jeder Episode wird erklärt, was darin schief gelaufen ist und was man hätte besser machen können. Dabei werden nicht nur Missverständnisse aufgeklärt und Fallstricke aufgezeigt. Es fließt auch viel von dem Wissen und Tun ein, das Griechen von Kindesbeinen an prägt. Es wird das Augenmerk auf allerhand alltäglichen Kleinigkeiten gelenkt, die der Schlüssel zum Verständnis von Eigentümlichkeiten und zu den Herzen der Hellenen sind. So werden beispielsweise Gestik, Mimik und Gewohnheiten beobachtet, Ausrufe und Floskeln belauscht und in ihrer Bedeutung erklärt.

Das Buch lässt sich gleichermaßen als stimmungsvoller Reisebericht wie als kleiner Knigge, Verhaltens- und Kulturführer für Griechenland lesen. Ein bisschen reinschmökern kann man online bei Amazon.