20. Mai 2021

Muss man erlebt haben: Griechische Panigyria

Sieht man auf seiner Griechenlandreise bunte Wimpel über dem Kirchplatz wehen, kann man sich freuen und sollte sofort nachfragen, was wo anlässlich des Panigyri geboten wird. Bestimmt ein Erlebnis, das sich lohnt! Panigýri ist einer der griechischen Ausdrücke für Fest (jortí - betont auf dem i) ist ein weiterer, wobei man mit panigýri speziell die traditionellen griechischen Kirchen- bzw. Kirchweihfeste bezeichnet.

In Griechenland feiert man die Feste, wie sie fallen. Es gibt keinen allgemeingültigen Kirchweihtermin, wie beispielsweise in Bayern im Oktober, sondern jede Kirche feiert ihr Patronatsfest am oder um den Gedenktag des Heiligen, dem sie geweiht ist.
Oft beginnen die Feierlichkeiten auch schon am Vortag oder Vorabend. Manchmal ziehen sie sich sogar über mehrere Tage hin. Das panigyri genannte Kirchweihfest gestalten sich von Ort zu Ort verschieden. Stets gehört ein Festgottesdienst dazu, meist auch gemeinsames Essen und Trinken, Musik und Tanz.

Ansonsten kann es Prozessionen, bei denen Ikonen mitgeführt werden, Blumen- und Fahnenschmuck, Jahrmarktbetrieb und Wettkämpfe geben, je nachdem welche Gepflogenheiten sich in einem Ort über Jahrhunderte herausgebildet haben. Manche religiösen Bräuche knüpfen an jahrtausendealte Riten an. So werden beispielsweise auf der ostägäischen Insel Lesbos heute noch, ähnlich wie in der Antike, Stiere geopfert. In einigen Dörfern Thrakiens und Makedoniens findet im Rahmen eines traditionellen Zeremoniells mit Musik, Waschungen und Weihen ein Anastenaria genannter Tanz auf glühenden Kohlen statt. Eines der größten Feste wird am 15. August gefeiert, dem Tag, der bei uns als Mariä Himmelfahrt begangen wird. In Griechenland heißt er “Entschlafung der Gottesmutter” (Kimisis tis Theotokou), da die orthodoxe Kirche nicht an eine Himmelfahrt der Muttergottes glaubt. Während die meisten anderen Patronatsfeste der Kirchen nur lokale Bedeutung haben und es durchaus auch sein kann, dass im feiernden Ort einzelne oder alle Geschäfte sowie teils auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen geschlossen bleiben, ist der 15. August in ganz Griechenland gesetzlicher Feiertag. 

Fest Konstantinos und Helena in Vrissa, Lesbos
Fest Konstantinos und Helena in Vrissa, Lesbos   

Fest Konstantinos und Helena in Vrissa, Lesbos
Fest Konstantinos und Helena in Vrissa, Lesbos

Panigyri zu Mariä Geburt am 8.9. auf Kos
Panigyri zu Mariä Geburt am 8.9. auf Kos









30. April 2021

Der "Große Freitag", Karfreitag der griechisch-orthodoxen Kirche


In Griechenland ist heute, am 30. April 2021 gesetzlicher Feiertag. Denn die griechisch-orthodoxe Kirche, deren Oster- und davon abhängige Termine sich in den meisten Jahren von denen der Westkirchen unterscheiden, feiert heute ihren, dem westlichen Karfreitag entsprechenden "Großen Freitag" mit prunkvollen, an Totenzüge erinnernden Prozessionen, in denen der prachtvolle, reich blumengeschmückte Epitaph, der das Totenlager Jesu symbolisieren soll, durch die Straßen getragen wird. 

Vor orthodoxen Kirchen weht in der Karwoche die das orthodoxe Christentum symbolisierende goldgelbe Flagge mit schwarzem Doppeladler auf Halbmast. 

Auf den Straßen Griechenlands grüßt man sich heute mit den Worten Καλή Ανάσταση! (kalí anástasi!) = Gute Auferstehung!

Nachdem dann am Ostersamstag um Mitternacht Christi Auferstehung gefeiert wurde, lautet der typische griechische Ostergruß Χριστός Ανέστη! (Christós Anésti!) = Christus ist auferstanden! Darauf geantwortet wird mit: Aληθώς Aνέστη! (Alithós Anésti!) = Wahrhaftig auferstanden!

Natürlich kann man auch während der gesamten Osterzeit statt dessen schlicht sich mit den Worten Καλό Πάσχα! (sprich: kaló pás-cha) "Frohe Ostern" wünschen.


13. Februar 2021

Pan – Faunus – Heiliger Valentin

Etwas liegt in der Luft Mitte Februar. Etwas Erotisches. Und das macht sich nicht erst spürbar, seit findige Blumenhändler, Zuckerbäcker und Romantiktandler aller Art eine Geschäftsidee in der Vermarktung des 14. Februars als Tag der Liebenden zu wittern begannen und mit unübersehbaren Liebessymbolen in ihren Auslagen den Konsum anzuheizen versuchen.

Am Anfang war der Pan, jener griechische Fruchtbarkeitsgott – halb Mensch, halb Bock -, der den Nymphen nachstellte, seine Panflöte blies und dermaßen lüstern und unberechenbar war, dass er damit  die Menschen in „panischen“ Schrecken versetzte. In der römischen Mythologie wurde er zum Faunus, dem man insbesondere am 15. Februar mit einem ausschweifenden Fest huldigte, den Luperkalien.  Die abgebildete Statue des Heliodorus zeigt Pan, wie er Daphnis im Flötenspiel unterweist, damit dieser seiner Chloe richtig aufzuspielen vermag. Die beiden, Daphnis und Chloe, sind eines der frühesten und bezauberndsten Liebespaare, die Dichter zu beschreiben wussten.

Erst viel später – im 3. Jahrhundert nach Christus – trat ein christlicher Martyrer namens Valentin auf, der Liebespaare trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II. nach christlichem Ritus getraut haben und dafür am 14. Februar 269 hingerichtet worden sein soll. Er gab dem Tag der Liebenden seinen Namen. Bis man sich auf ihn zu berufen begann, um ihm ein Fest der Liebenden zu widmen, vergingen jedoch etliche Jahrhunderte.  Die Popularität des Datums im englischsprachigen Bereich soll auf dem Gedicht von Geoffrey Chaucer, „Parlament der Vögel“ (Parlement of Foul(e/y)s) beruhen, das 1383 vermutlich aus Anlass einer Valentinsfeier am Hof König Richards II. fertig gestellt und erstmals öffentlich vorgetragen wurde. In dem wird beschrieben, wie sich Vögel an diesem Tag um die Göttin Natur versammeln, damit ein jeder einen Partner finde. In andere europäische Länder wurde der Brauch, den Valentinstag zum Fest der Liebe zu machen, erst viel später geträgen.