Kulinarische Krimis aus Griechenland garniert mit Kochrezepten
An den 16 literarischen und kulinarischen Leckerbissen des Krimibands Sonne, Schüsse und Souvlaki habe ich die letzten Sommerwochen genascht wie an einer einladenden Pralinenschachtel. Mal am Badesee, mal bei einem kleinen Päuschen auf dem Liegestuhl im Garten, mal in der Straßenbahn auf der Fahrt in die Stadt habe ich eine der 16 kleinen, in sich geschlossenen Krimigeschichten gelesen. Dabei durfte ich reinschmecken in die unterschiedlichen Erzählweisen von 16 Autor(inn)en und mir bei den griechischen Kochrezepten, die jedem ihrer kleinen Krimis folgen, den Mund wässrig machen.
Griechische Handlungsorte
Nicht nur nach Athen und Piräus und auf bekannte griechische Inseln wie Kos und Rhodos führen die 16 Kriminalgeschichten. Auch in Gegenden, die kaum in einem Urlaubsprospekt auftauchen, spielen einige der Geschichten.So hält in der ersten mit dem Titel Dim und Nik waren hier der Ich-Erzähler seinen Monolog in einer Höhle auf der kleinen Kykladeninsel Antiparos, in der er mit seinem Freund festsitzt und auf Ereignisse und Umstände zurückblickt, die die beiden hierher verschlagen haben: Auf einen Mord und auf eine seltsame Freundschaft.
Auf die Insel Kythira südlich der Peloponnes geht die letzte Krimireise des Bands. Vor ihrer Küste liegt das Calypsotief, die mit fast 5300 Metern tiefste Stelle des Mittelmeers. Und dieses Meerestief hat die mit ihrem Ehemann unzufriedene mannstolle Icherzählerin der Geschichte inspiriert ...!
Reiseerinnerungen und Reiselust werden erweckt
Diese erste und letzte ebenso wie einige der anderen Geschichten, die die Buchseiten dazwischen füllen, ließen in mir Urlaubserinnerungen wach werden. Ganz besonders Nessa Alturas Kos betitelte Geschichte! In ihr geschieht fast genau das, was ich befürchtet hatte, als ich einst in der Embros Therma saß - einem natürlichen Thermalbecken im Meer im Südostteil der Dodekanes-Insel Kos. Vom steilen Küstenfels stürzt ein Tier herab - nur ist das der Nessa Altura eine Nummer größer als die Tiere, die ich damals tatsächlich dort droben am Fels herumklettern und kleine Steine lostreten sah. Nicht nur wegen dieser Episode, die so nah an meine eigenen Erinnerung herankommt, ist Alturas vielschichtige Kurzgeschichte eine meiner Lieblingsgeschichten der Anthologie. Der erschreckende Absturz ist nur eines der vielen Momente, an die sich die Protagonistin der Erzählung erinnert, während sie auf die Etappen ihrer Ehe mit einem Griechen und ihre gemeinsamen Reisen auf dessen Heimatinsel zurückblickt. Vor allem geht es um einen ehemaligen heimlichen Verehrer, um die Eifersucht ihres griechischen Gatten und um ein Mal auf dessen Haut, das an die Umrisse der Insel Kos erinnert und das ihr aus einem ganz bestimmten Grund ganz besonders gefällt.
Griechische Landschaften und Mentalität, Mythologisches, Philosophisches, Musikalisches und vieles mehr scheinen in einzelnen der Erzählungen auf
In einige Geschichten fließen viel von griechischer Mentalität und Befindlichkeit sowie von ganz aktuellen Problemen der Menschen in einem krisengeschüttelten Land ein. Manche enthalten schöne Landschaftsbeschreibungen, wie beispielsweise Das Geheimnis der Zagorochoria, eine Erzählung, die in einer Gebirgsgegend in der nordwestgriechischen Region Epirus spielt und durch Gebirgsstraßen mit atemberaubenden Aussichten und in Bergdörfer mit schönen alten Steinhäusern führt.Ein wenig mythologisch angehaucht kommt die turbulente und unheimliche Erzählung Charon von Marcus Imbsweiler daher, ein wenig philosophisch Die Wespen von Jutta Motz .
Musikalisch wird es in O Saltadoros des österreichischen Journalisten und Schriftstellers Günther Zäuner - auch dies, wie "Kos", eine meiner Lieblingsgechichten aus der Kriminalanthologie.
So bietet die Anthologie nicht nur spannende Lektüre, sondern vermittelt auch etliches an Hintergrund über Land und Leute.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen