26. Dezember 2014

Feiertage - Mußetage - Lesetage!

In den ersten Schnee gezeichnet: Κales ΓΙΟΡΤΕΣ =  kales GIORTES = Frohe FEIERTAGE

Feiertage - und dann gleich anschließend Wochenende! Viel Zeit für meinen bequemen Lesesessel, der jetzt in seinem Winterkleid aus kuscheligem Lammfell steckt. Draußen der erste Schnee, wenngleich er schon wieder mit viel klangvollem Getröpfel begleitet von Vögelgezwitscher an der ab und zu durch die Wolken brechenden Sonne dahinschmilzt.

Ich habe gerade begonnen, Christian Rathners Buch "Durch die Krise kommt keiner allein - Was Griechenland Europa lehrt" zu lesen und bin gespannt. Im Moment bin ich noch beim Vorwort, das überschrieben ist mit Probleme mit der Hängematte oder: Warum dieses Buch geschrieben werden musste. Hier holt Rathner ein wenig aus. Er berichtet kurz über eigene Griechenlanderfahrungen, die den Recherchen zu diesem Buch und einer entsprechenden TV-Sendung vorausgingen, und über sein Griechenlandbild zu einer Zeit, als die Krise noch nicht die Oberhand hatte. Als Schlüsselerlebnis, das ihn dieses Buch schreiben ließ, nennt er ein Interview mit der österreichischen Finanzministerin, das er eines Morgens gehört hatte. Ob die Griechen wohl selbst daran schuld seien, dass sie beim Bremsmanöver der auferlegten Sparpolitik durch die Windschutzscheibe geflogen seien, wollte der Reporter wissen. Die Ministerin ließ diese Sicht der Dinge nicht gelten. "Die Griechen sind nicht durch die Windschutzscheibe geflogen", sagte sie mit Nachdruck: "Die Griechen sind aus der Hängematte gefallen."

Diese Sicht der Dinge - oder besser diese gekonnte Polemik, wie er sie nennt, die auf Zustimmung heischende Weise Halbwahres mit ganz Falschem, Beurteilungen mit Vorurteilen vermischt, stößt nun wiederum Rathner bitter auf. So bitter, dass er sich genötigt sieht, dieses Buch zu schreiben. Im Bild von der Hängematte schwingt die böse Vorstellung von den Menschen mit, die es sich faul und arbeitsscheu im Sozialsystem bequem gemacht haben, erkennt er ebenso wie das Zielen auf das Vorurteil über die Bewohner südlicher Länder, die sich angeblich in die Sonne legen, anstatt ein ordentliches Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften. Vor allem aber stößt ihn die Pauschalierung ab: Nicht etwa die griechische Politik wurde kritisiert, sondern "die Griechen", also alle.

Ich hoffe, im weiteren Verlauf der Lektüre schmelzen Vorurteile genauso zügig dahin, wie draußen der erste Schnee und es kommt etwas erhellendes Licht in das Mediendickicht rund um Griechenland und die Krise.

Weiterer Blogbeitrag zu dem Buch:
Meine Buchbesprechung nach vollständiger Lektüre

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