5. Dezember 2014

Düstere Erinnerungen und aktuelle Krawalle

Alexis Grigoropoulos murder spot, Tzavella st, Athens
70 Jahre liegen die in Griechenland Dekembriana genannten erbitterten Kämpfe im Athen des Dezembers 1944 zurück, an die eine sehr lebhafte Erinnerung in der Stadt besteht. Man gedenkt nicht nur der Tausende von Opfer. Vor allem vergisst man nicht das Unrecht, das damals vielen ehemaligen Widerstandskämpfern gegen die Nazis geschah. Rund 12.000 von ihnen wurden in Straflager verschleppt, während ehemalige Nazi-Kollaborateure auf Athens Straßen paradierten. Hauptschuld daran trug ein plötzlicher Strategiewechsel der britischen Besatzer, die nach dem Abzug der Nazis im Oktober 1944 an der Macht waren und sich plötzlich gegen die ehemaligen verbündeten Widerstandsgruppen ELAS und EAM stellten, weil sie deren kommunistischer Gesinnung die rechte Ausrichtung der Nationalisten und Royalisten vorzogen. Ein profunder Artikel im britischen Guardian nennt das Britanniens "schmutziges Geheimnis".

6 Jahre erst ist es her, dass der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos in Athen von dem Polizisten Epaminondas Korkoneas durch einen Schuss in den Leib getötet wurde. Wut- und Trauerbekundungen und Proteste waren die Folge, schließlich auch Ausschreitungen und Polizeigewalt. Seither kommt es am Jahrestag dieses tragischen Tods immer wieder zu Demonstrationen und oft auch zu Krawallen.

Im Dezember 2014 befindet sich nun ein enger Freund des damals getöteten Alexandros Grigoropoulos im Hungerstreik. Der heute 20-jährige Nikos Romanos war 2008 Augenzeuge, als sein Freund zu Tode kam, wurde seither straffällig und kämpft nun von dem Gefängnis aus, in dem er einsitzt, für seine Zulassung zum Studium. Denn trotz Bestehens der schwierigen Panhellenischen Prüfungen soll es ihm wegen der Haftstrafe versagt werden. Tausende Athener unterstützen ihn und protestieren für ihn auf Athens Straßen.
Denn angesichts dieser Verkettung von als ungerecht und brutal empfundenen Ereignissen über den Lauf der Jahre hinweg hat die heutige Situation des jungen Nikos Romanos und seine Auflehnung dagegen natürlich Symbolcharakter. Bildung, die ihm verwehrt werden soll, hat für die Griechen gerade in Krisenzeiten einen sehr hohen Stellenwert. "Brot, Bildung, Freiheit" stand auf den Transparenten, als Studenten sich im November 1973 gegen die damals seit 1967 herrschende Militärdiktatur erhoben. Mit dem gleichen Slogan gehen die Athener auch heute wieder auf die Straßen ihrer Stadt, um auf Misstände hinzuweisen oder ihrer Meinung nach ungerecht Behandelte zu unterstützen.

Quelle: Englischsprachiger Artikel "Athens 1944: Britain's dirty secret" im Guardian 

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1 Kommentar:

  1. Nikos Romanos sitzt doch ein, weil er eine Bank überfallen hat- Studium per Fern-Uni lehnt er ab.Wenn er seine Strafe abgesessen hat, wird er sein Studium aufnehmen können.Oder haben wir in Hellas eine Bananennrepublik, wo die reichen , einlussreichen Elterm mit dem Staatschef sprechen und ein Briefchen übergeben können?

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