19. Januar 2016

Jeder protestiert auf seine Weise

Griechenland muss sparen. Es muss Geld auftreiben. Es soll Auflagen seiner Kreditgeber und damit verbandelter Institutionen erfüllen. Das nimmt Formen an, die mehr oder weniger sinnvoll sind und teils die Richtigen, öfter aber wohl die Falschen treffen. Entsprechend groß ist das Aufbegehren in Griechenland. Momentan sind zahlreiche Streiks und Protestkundgebungen angesagt.
Und entsprechend bissig sind die Kommentare, wenn es mal wieder weniger sinnvoll bis sinnlos ist, was da so im Parlament diskutiert wird, in Regierungskreisen vor sich hin köchelt oder gerade beschlossen wird.
Wie überall - nicht nur in Griechenland - kann es nicht ausbleiben, dass manche der Protestaktionen auch wieder selbst die Falschen treffen. Ein Beispiel dafür sind Streiks, die Massenverkehrsmittel lahmlegen und Bürgern Unannehmlichkeiten machen und/oder Touristen abschrecken, was für einen bedeutenden Wirtschaftszweig des Landes alles andere als förderlich ist.
Anderen Formen des Reagierens und Aufbegehrens gelingt es unter Meidung derartiger "Risiken und Nebenwirkung" Missstände aufzuzeigen, Entscheidungsträger auf dem Holzweg bloßzustellen und den Betroffenen sowie aller Welt zumindest was zum Lachen zu geben. Dazu gehören die einzigartig witzigen griechischen Twitterstürme - sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wie ein Lauffeuer verbreitende Nachrichten und Kommentare, denen sich laufend neue zugesellen. Der aktuelle unter dem Kennwort (Hashtag) #kota_sto_Maximou wurde Berichten zufolge von einer Frau ausgelöst, die den gerade in der Villa Maximos - dem Amtssitz des griechischen Premierministers - konferierenden Chefs der Regierungs- und Oppositionspartei ein Huhn zugesellte, das sie mit den Worten "Komm, Alexi, geh rein!" auf den Weg durch den schmiedeeisernden Zaun in den Vorgarten des Premierpalasts schickte. Offenbar hieß die Henne auch Alexis wie der Regierungschef. Unter dem Hashtag #kota_sto_Maximou lassen zur Zeit die Griechen mit Humor und Sarkasmus ihrem Unmut freien Auslauf. Allmählich greifen auch andere Medien die Geschichte auf.
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"Eine Henne in der Villa Maximos (=Amtssitze des griechischen Premiers) gibt es jetzt schon seit Jahren. Man nennt sie Premierminister, wie ich meine." meint Twitterer @Drakompala.

"Die Henne, die sie in die Villa Maxima geschickt haben fand ein tragisches Ende" stellte  @manolishatz fest und lieferte die Illustration dazu.

Hier stellt der Twitterer des zentralen, bebilderten Tweets angesichits eines sein Verdauungsschläfchen haltenden Parlamentariers fest:
"Sucht nicht mehr nach dem Huhn. Ich habe es gegessen"

Ein ähnlicher Sturm brach auf Twitter unter dem Hashtag #kastanas los, als es mal wieder in Thessaloniki den Falschen in Form eines alten Kastanienverkäufers traf, der mit großem Polizeiaufgebot dingfest gemacht wurde, nachdem er Kunden ihr Tütchen Kastanien ohne die obligatorische Quittung ausgehändigt hatte.

Mehr zu diesem und anderen griechischen Twitterstorms

> Weitere Momentaufnahmen vom 19. Januar 2016 (Fotos mit griechischem Text)

>Video mit der Frau, die das Huhn in den Vorgarten der Villa Maximo setzte.

> Ähnlicher Twittersturm unter #kastanas gegen Festnahme eines Kastanienverkäufers

> Twittersturm #tyropita , ausgelöst über Studie, die besagte griechische Studentinnen verkaufen sich für etwas Essbares

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