24. Februar 2010

Die Götter müssen verrückt sein

Eine Aphrodite, die den Stinkefinger zeigt, und eine Viktoria, die ein Hakenkreuz schwingt. Fotomontage macht's möglich, die antiken Götter derart in einen modernen Medienstreit einzuspannen. Dabei wird mit Behauptungen und Beschuldigungen ebenso brutal hantiert wie mit den Gestalten der Gottheiten. Es sind also nur auf den ersten Blick die Götter, die verrückt geworden sind. Die wirklich Verrückten sind natürlich diejenigen, die ihnen Anschludigungen wie diese in die Gestik legen:
"Betrüger in der Euro-Familie
Bringt uns Griechenland um unser Geld – und was ist mit Spanien, Portugal, Italien?"
so titelt der deutsche Focus, auf dem die stinkefingerreckende Aphrodite prangt.
"Finanznazitum bedroht Europa“ und: "Es reicht mit der Verleumdung des Landes durch die Deutschen“
kontert die griechische Zeitung „Eleftheros Typos“, die der Göttin Viktoria vom Berliner Siegestor ein Hakenkreuz in die erhobene Hand gedrückt hat.

Kein Wunder, dass sich die Gemüter bei solcher Wortwahl und Symbolik erhitzen, obwohl natürlich keines der beiden Medien als Sprecher der öffentlichen Meinung seines Landes zu betrachten ist. In diesem Sinne versucht auch der Deutsche Botschafter in Athen, Dr. Wolfgang Schultheiß, die Wogen zu glätten:
„Die Botschaft bedauert, dass aktuelle deutsche Medienberichte von der griechischen Öffentlichkeit und Medien als verletzend oder beleidigend empfunden werden.

Ich möchte ausdrücklich dazu aufrufen, einzelne Medienberichte nicht zu verwechseln mit der differenzierten deutschen öffentlichen Meinung zu Griechenland.

Die mediale Kontroverse wird den guten deutsch-griechischen Beziehungen nicht gerecht.

Bundesaußenminister Westerwelle hat bei seinem jüngsten Besuch in Athen klar gemacht, dass Deutschland als Partner und Freund Griechenlands speziell in der jetzigen Situation fest an der Seite Griechenlands steht. Und er hat darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung Vertrauen in den nötigen Reformkurs der griechischen Regierung hat.“
steht auf der Botschaftswebsite zu lesen.
Die Götter lässt das, was sich die Sterblichen heutzutage in ihrer Bedrängung durch die Finanzkrise so gegenseitig in die Schuhe schieben, wohl eher kalt. Da lieber tanzen sie mal alle miteinander, was auch viel erfreulicher anzusehen ist als diese Zankerei.
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