19. April 2009

Reisebericht Westkykladen(5) - Kythnos und Serifos

Freitag, 19. September 2008:
Mit der Fähre nach Kythnos und Serifos
Unsere Fähre "Chozoviotissa" verlässt Keas Hafenort Korisia

Weiter geht es nach Serifos
Weil es an diesem Tag keine direkte Verbindung Kea - Serifos gibt, nehmen wir die Fähre um 8.30h nach Kythnos. Die Weiterreise nach Serifos ist erst abends oder am nächsten Tag, Samstag, um 10.30 h möglich. Just um 8.30 h, als sie eigentlich abfahren sollte, biegt die "Panagia Chozoviotissa" der Gesellschaft NEL, mit der wir im weiteren Verlauf dieses Urlaubs noch öfters fahren sollen, um die Kaimauer, dreht ihre Heckseite der Anlegestelle zu und lässt die Ladeklappe mit dem wohlvertrauten Kettenrasseln und Scheppern herunter. Zwei Hafenpolizisten in dunkler Uniform und zwei Arbeiter eilen herbei. Letztere fangen die zugeworfenen Leinen auf und machen sie fest. Wenige Kleinlaster, Privatautos und Personen steigen aus. Motorräder brausen heran und liefern Päckchen ein. Einige Autos, ein mit Baumaterialien beladener Laster und das große Wohnmobil "Bounty Hunter" reihen sich zur Auffahrt auf. Es nimmt nur wenige Minuten in Anspruch bis alle außer dem "Bounty Hunter" an Bord sind. Der saß beim Auffahrversuch mit seinem Bodenblech auf der Laderampe auf und musste zurückbleiben. Noch einmal während unserer weiteren Reise hatten wir ein ähnliches Szenarium mit einem Campinganhänger beobachtet. Die "Chozoviotissa", wie sie kurz genannt wird, ist eine der kleineren, älteren Fähren und offenbar nicht für Vehikel jedweder Art geeignet. Knapp eine Viertelstunde verspätet macht sie sich mit im Wind wehender weißblauer Heckfahne auf den Weg. Vorbei an den zwei schützenden Felsen vor dem Hafenbecken, dessen rechter einen kleinen Leuchtturm und die Nikolaoskapelle trägt, geht es hinaus auf Meer, das, sobald wir den geschützten Hafen verlassen haben, mit weißer Gischt gegen die Felsen schlägt und für ein leichtes Schaukeln des Schiffes sorgt. Fast eine Stunde geht es entlang der Insel mit ihrem ständigen Auf und Ab von sanften Hügeln und schmalen Tälern. Kaum eine flache Fläche. Auch die wenigen Strände sind schmal und klein. Sonst fällt der Fels direkt ins Wasser ab.

Endlich lassen wir Kea zurück und fahren auf das vor uns liegende Kythnos zu. Der bislang kräftige Wind legt sich nun, was auch das Geschaukel zur Ruhe bringt. Um 10.30 h kommen wir nach knapp unter zwei Stunden Fahrtzeit auf Kythnos an. Wieder wird es windiger und Wolken ziehen auf. Wir haben die Wahl, entweder um 18.20 h weiter nach Serifos zu fahren und somit dort im Dunkel anzukommen oder am nächsten Tag um 10.40 h die Fähre zu nehmen. Eigentlich wäre uns die letztere Lösung lieber gewesen, da wir gern bei Tageslicht ankommen und auch weil wir Kythnos und vor allem die nette Vermieterin
unseres Privatzimmers dort in guter Erinnerung hatten und gern eine Nacht geblieben wären. Als wir im Fährbüro erfahren, dass der Wetterbericht für den nächsten Tag Regen und Windstärke 8 vorhergesagt hat, entscheiden wir aber doch, am gleichen Tag weiter zu reisen, um einer unruhige Fahrt oder gar Streichung der Verbindung aus dem Weg zu gehen, die drohen könnte, falls die vorgesagten 8 Beaufort doch überschritten werden sollten. Denn ab 9 auf der Beaufortskala verkehren normalerweise keine Fähren.

Wir essen zu Mittag im Restaurant Byzantino (s. Foto links - zum Vergrößern anklicken!) : Arni Kléftiko, Tzatzíki und Octopus-Stifado, begleitet von einem guten offenen Rotwein. Wir hatten das Lokal von unserer letztjährigen Reise in sehr guter Erinnerung. Der Octopus ist auch diesmal hervorragend zubereitet, mit viel Lorbeer und ganzen Zwiebelchen. Doch das Lamm, das beim Öffnen des Pergamentpapiers zum Vorschein kommt, scheint ein Überbleibsel zu sein, das vorwiegend aus Knochen besteht. Naja, wohl ein Ausrutscher. Letztes Jahr, als wir öfters hier aßen, war die Küche insgesamt hervorragend.

Anschließend schwimme ich ein wenig am Stadtstrand gleich neben dem Restaurant Byzantino im Meer, das trotz des Windes hier recht ruhig ist. Hafen und Strand liegen geschützt in einer Bucht, um die sich die schlichten, ein- bis zweistöckigen Häuser scharen, die meißten weiß mit blauen oder braunen Fensterläden, viele mit Balkonen und Terrassen, einige mit Arkaden. Durch die vorgelagerten Felsen wirkt die Bucht fast kreisrund. Erst beim Herausfahren, erkennt man ihre offener Gestalt.

Vor der Abfahrt kaufen wir noch eine 1,5l-Flasche Tafelwasser, da an Bord meist nur 0,5l-Flaschen zum annährend gleichen Preis erhältlich sind. Dann setzen wir uns mit unserem Gepäck in das Restaurant Ostria gegenüber dem Anleger, um bei einem Kännchen Wein und einem Teller Gavros genannten kleinen Fischen auf die Fähre zu warten.

Kurz vor 18.00 h kommt die "Ag. Georgios", wendet und wirft eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche Menge an Passagieren an Land, was wohl am beginnenden Wochenende liegen mag. Sie nimmt die üblichen Pakete und vereinzelte Personen und Autos auf und legt drei Minuten vor der im Ticket angegebenen Zeit ab. Obwohl sie schon eine Menge Passagiere auf Kythnos zurückließ, ist sie noch immer gut besetzt. Doch sind überall noch genügend Plätze frei.

Nach knapp einer Stunde Fahrt nähern wir uns Serifos. Dann geht es noch etwa 30 Minuten an dessen Küste entlang. Während Kea und Kythnos von Bord aus als monotone Folge sanfter, annähernd gleich hoher Hügel erschien, wirkt Serifos schroffer, durchsetzt von steilen Felswänden. Es geht an einem hoch oben in isolierter Lage gelegenen Kloster vorbei, dessen weiße Quader, Türme und Kuppeln sich schneeweiß strahlend von dem umgebenden dunklen Fels abheben. Der erhoffte Sonnenuntergang auf dem Meer bleibt aus. Einerseits hatte sich Dunst über dem Wasser gebildet. Andererseits schiebt sich ohnehin bald die Insel zwischen uns und die sinkende Sonne. Dafür leuchtet das letzte Sonnenlicht die Insel dramatisch aus. Der Fuß der Felsen erscheint als tiefschwarzer Überhang über dem ölig-silbrig-schwarzen Meer. Bald taucht eine Ansammlung weißer Häuser auf der Höhe auf und kurz darauf eine weitere, größere, wie ein weißer Spitzenschleier über den dunklen Fels geworfene. Märchenhaft, gespenstig wirkt das in der inzwischen eingetretenen Dunkelheit. Aus der Ferne sind die wenigen Lichter nur als leichtes Glitzern wahrnehmbar, erst bei weiterer Annäherung leuchten sie in dem weißen Spitzenschleier wie helle, schmückende Diamanten auf. Ein Versteckspiel beginnt. Im Vorbeifahren verschwindet das ganze Phänomen plötzlich hinter sich davor schiebendem Fels, um kurz darauf wieder aufzutauchen und immer mehr die Gestalt eines nächtlichen Bergdorfes anstelle des diamantenbesetzten Feenschleiers anzunehmen. Geplant war diese späte Anreise nicht. Doch sie hatte durchaus ihren besonderen Reiz. In der Dunkelheit suchen wir nicht lang nach einem Zimmer, sondern nehmen das nächste kleine HotelKykladen, Kythnos, Restauranttipp, Serifos, Übernac am Fähranleger, das Hotel "Areti", was sich als absolut keine schlechte Wahl erweist.
Adressen:
Kythnos:
empfehlenswerte Pension:
Anna Gouma (Merihas - Kythnos - tel.: 22810-32105; Handy: 6949 777.884)

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